[1] Die Weissagung des Simeon über den Schmerz Mariens, weil Volk und Lehrer den Messias ablehnen würden.
[2] Denselben Schmerz empfindet jetzt mit vielen auch F. wegen der Ablehnung des Evangeliums.
[3] Ferner schmerzt es F., daß M. u. a. mit den Bischöfen heimlich beraten, und daß ihre Autorität von den Höfen zur Wiedereinführung des Papsttums mißbraucht wird.
[4] F. hat M. oft gewarnt.
[5] Anfänglich versprach M. aufzuhören und auszuwandern, förderte dann doch immer mehr die Adiaphora, bis F. mit der Apologia ad scholam [H *91] öffentlich warnte, was M. sehr übel aufnahm.
[6] M. schrieb einen wütenden Brief [5643], den F. im einzelnen beantwortet.
[7] Auf die Hauptthese F.s, mit den gegenwärtigen Adiaphora würden Lehre und Riten der [evangelischen] Kirchen papistisch umgestaltet, antwortete M., in Wittenberg sei nichts geändert worden. Doch F. bekämpft nicht die Wittenberger Lehre, sondern das Leipziger Interim [5387].
[8] Dessen Lehrverderbnisse.
[8.1] Es fehlt das „sola fide“, und zwar absichtlich, wie [CR 6, 910 Z. 12 und 43] beweist.
[8.2] Im Kapitel über die Buße fehlt der Glauben bei der Kommunion, was auch den Loci widerspricht [CR 21, 862].
[8.3] Aus demselben Kapitel werden die Bischöfe Genugtuung und Ablässe herauslesen.
[8.4] Im Kapitel über die Firmung wird die Gnade Gottes mit einem menschlichen Ritus verbunden.
[8.5] Im Kapitel über die Kirche werden Verfolger wie [Julius] Pflug und Bf. [Johann VIII.] von Meißen als Bischöfe anerkannt.
[8.6] Die Ermahnungen in M.s Brief, die Lehre getreu an die Nachwelt weiterzugeben, steht in Widerspruch zu seinen Taten.
[9] Über die Riten.
[9.1] M. hat u. a. den Geistlichen des Mgf. Albrecht [von Brandenburg-Kulmbach] zur Annahme von dessen Interimsordnung [⇨ 5413.2] geraten und dies im Brief an die Hamburger verteidigt [5501a.5].
[9.2] Gottlose Riten dieser Ordnung: Aufbewahrung des Sakraments u. a.
[9.3] Gottlose Riten des Leipziger Interims: Ölung, Firmung, Messe.
[9.4] Gottlos ist die Stärkung der Gottlosen und Schwächung der Frommen durch falsche Adiaphora, wie M. in seiner Schrift [5409] zugibt. Jetzt spielt er ihre Bedeutung herunter.
[10] M. appelliert in seinem Brief an die Liebe. Diese besteht aber aus Verhinderung von Gottlosigkeit und Verderbnis, nicht deren Förderung.
[11] Die Behauptung M.s, F. befürworte Verödung [der Kirchen] und Aufruhr gegen die Fürsten, steht nicht in F.s Apologia. Darin fordert er nur auf, das fränkische Interim u. a. mit einer Schrift zu widerlegen. Dies war im Sinne Luthers. M. wird Schwert und Feuer, die Christus mit dem Evangelium sandte, davon nicht trennen können.
[12] Die Behauptung, M. habe gesagt, man dürfe die Kirchen nicht verlassen, auch wenn alle alten Mißbräuche wieder eingeführt würden, stand in einem Brief aus Brandenburg.
[13] F. wundert sich, daß M. gegen den Wunsch F.s polemisiert, den gegenwärtigen Zustand zu erhalten, während man in [Wittenberg] die Adiaphora preist, wodurch Staat und Kirche in besserem Zustand seien als unter [Kf. Johann Friedrich von Sachsen].
[14.1] M. empfindet Schmerz darüber, daß F. mit Zitaten aus M.s Schriften die gegenwärtigen Aktionen der Kirche als gefährlich erweist, und wirft ihm deshalb Mangel an Freundschaft, Streitsucht und Verleumdung vor. F.s Widerlegung.
[14.2] Warum F. Träume M.s ediert hat [H *94 und *95].
[14.3] Die Zitate aus M.s Schriften, dem Brief an [Christoph] von Carlowitz [5139], dem ersten Gutachten [5110], den Schriften aus Altzella [5130] und Pegau [5268], der Schrift über die Adiaphora [5409], dem Brief an die Hamburger [5501a] u. a. stimmen. Der Leser mag sie vergleichen.
[15] Was F. über M.s Gewissensbisse wegen der adiaphoristischen Handlungen schrieb, ist wahr.
[16.1] F. hat M. nicht bedroht.
[16.2] Dagegen hat man F. gedroht, ihn übler zu behandeln als die Torgauer Prediger [Gabriel Zwilling und Michael Schultes].
[17] Den Vorwurf Verletzung statt Trost gibt F. zurück und verweist auf die Mitwirkung M.s am Leipziger Interim und auf M.s Geständnis in [5409].
[18] F. hat nicht die Kirchen verurteilt, sondern nur einige zur Buße ermahnt und vor adiaphoristischem Betrug gewarnt.
[19] Was F. mit eigenen Ohren gehört hat: M. sei immer zu nachgiebig gewesen. Zwei Ratsuchenden [NN] habe er zugestanden, sie könnten guten Gewissens die papistischen Weihen empfangen, um dadurch Kanonikate zu erlangen. M.s Schwäche in Gefahr beweisen die Briefe Luthers an ihn nach Augsburg und der vergangene Krieg. Das Zusammenwirken mit Bischöfen und Höflingen in der Religion. Klagen, daß M. auf dem Landtag in Leipzig die Standhaften schwächte. [Julius] Pflug rühmte nach der Pegauer Konferenz [5263-5270], wenn es von [M.] allein abhinge, könne man sich über das ganze Papsttum einigen. Klagen aus Franken, Hessen, Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen und eines Superintendenten über M. Die üble Behandlung der Torgauer Geistlichen.
[20] Was F. selbst gesehen hat: Nachgiebigkeit u. a. im Brief an Carlowitz, einem anderen Schriftstück, im ersten Bedenken, einem weiteren Schriftstück, dem Brief an die Hamburger, dem Leipziger Interim und dem Mandat des [Kf. Moritz von Sachsen] zur Einführung des Leipziger Interims [⇨ 5588].
[21] Wie ein Frommer auf diese Beweise reagieren müßte, und wie ein Gottloser reagiert.
[22] Christen sollen nicht von Gott zum Antichrist, von der gegenwärtigen Form der Religion zum Gebilde der Bischöfe und Höflinge übergehen, auch wenn große Männer dieses aufputzen.
[23] Die gegenwärtigen Kompromisse gleichen denen auf dem Augsburger Reichstag, die M. in einem Brief an die Nürnberger als zweideutig bezeichnete [2376.2.1.1]. Gleichwohl hätte er ihnen zugestimmt, wenn Luther nicht Einspruch erhoben hätte, wie dessen Briefe an ihn beweisen. Kein Wunder, daß er nach der Befreiung von der Tyrannei Luthers, dem er in unwürdiger Knechtschaft diente, wie er an Carlowitz schrieb, und vom Hof gedrängt, unfromme Kompromisse unterstützte.
[24] M.s Verdienste rechtfertigen es nicht, Gott zu beleidigen. Auch der verdiente Salomo durfte nicht Tempel für Götzen bauen.
[25] Im Entscheidungskampf gegen den Antichrist pochen mit dem Feind kollaborierende Führer auf ihre Verdienste. [26] Gebet.