M. an Christoph von Carlowitz [in Augsburg]. - [Altzella, 25.] 28. April 1548

[1] M. antwortet auf einen Brief C.s, der von der Begnadigung des [Justus] Jonas durch Kf. [Moritz von Sachsen] handelte und M. zur Unterstützung des [Interims] aufforderte.

[2] Dank für die Begnadigung des Jonas [⇨ 5083].

[3] M. wird sich der Entscheidung des Kf. fügen, wie er sich Luther fügte, auch wenn dieser lieber seiner Streitsucht frönte als dem Gemeinwohl diente.

[4] Sein bisheriges Verhalten ([Willensstreit], Kirchenvisitation) erweist M. als einen Mann des Ausgleichs, weshalb er angefeindet wurde ([Johannes Agricola], Kardinalshut).

[5] Doch stand er mit gutem Grund auf seiten der [Reformation].

[6] Auch in Zukunft will M. dem Frieden der [evangelischen] Gemeinden dienen, aber ihre Lehre muß unverändert erhalten bleiben und ihre Geistlichen dürfen nicht vertrieben werden.

[7] M. zweifelt nicht am guten Willen Kaiser Karls. Am Augsburger [Interim] sind die Kirchenverfassung (Domkapitel, nicht Fürstenhöfe) und die Zeremonien (die ihm eine liebe Kindheitserinnerung sind) annehmbar.

[8] Abzulehnen ist aber die Lehre vom Glauben, über die M. schon eine Stellungnahme [5117] schickte, und das Gebet zu den Heiligen. Über die anderen Artikel streitet M. jetzt nicht.

[9] Ohne Zustimmung der Pastoren wird neuer Streit entstehen.

[10] M. ist zu Zugeständnissen bereit, doch nur bis zu einer bestimmten Grenze: die Wahrheit steht ihm höher als sein Leben.

[11] M.s maßvolle Haltung [zum Interim] wird zwar [Kaiser Karl] und [Kg. Ferdinand] nicht genügen, C. möge sie jedoch gelten lassen, zumal M. den [Religions]streit nicht verursacht hat. Am [Schmalkaldischen] Krieg hat M. ebenfalls keinen Anteil. Die Niederlage [Kf. Johann Friedrichs und Lgf. Philipps] ist ihm nicht stoisches Schicksal, sondern Strafe für die Fehler [der Evangelischen]. Gebet.

Fundort:
CR 6, 879-885 Nr. 4217; vgl. H. Scheible: ARG 57 (1966), 102-130 [H 4160]. ‒ MBW.T 18.
Datierung:
Datum vgl. Scheible l. c. S. 112-114: Georg von Komerstadt schickte diesen Brief am 28. April (Regest: Pol. Korr. Moritz 3, 796f Nr. 1076) aus Kalkreuth nach Augsburg. Er muß ihn also am 25. in Altzella (bei ⇨ 3138) in Empfang genommen haben, denn am 28. war M. schon in Wittenberg. Daß M. mit Cruciger und Georg Maior am 28., einem Samstag, nach Wittenberg zurückkehrte, und zwar so früh, daß Maior noch einen langen Bericht an Hz. Albrecht von Preußen schreiben konnte, geht aus diesem Bericht hervor (Berlin SAPK, ehemals SA Königsberg, HBA A 4, 1548 April 28 [K.219]), desgleichen aus dem Brief des Erhard von Kunheim an Hz. Albrecht vom 29. (ebd. HBA H b, 1548 April 29 [K.878]) und aus GWB von 1559, vgl. CR 6, 888 bei Nr. 4220.

Normdaten
Personen:

Agricola, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118501070

Albrecht von Preußen: http://d-nb.info/gnd/118637673

Carlowitz, Christoph von: http://d-nb.info/gnd/128556641

Cruciger, Caspar: http://d-nb.info/gnd/118670646

Ferdinand: http://d-nb.info/gnd/118532502

Johann Friedrich d. Ä. von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118712373

Jonas, Justus: http://d-nb.info/gnd/118712926

Karl V., Kaiser: http://d-nb.info/gnd/118560093

Komerstadt, Georg von: http://d-nb.info/gnd/117737437

Kunheim, Erhard von: http://d-nb.info/gnd/1074835131

Luther, Martin: http://d-nb.info/gnd/118575449

Maior, Georg: http://d-nb.info/gnd/116689781

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Moritz von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118584138