Matthias Flacius an M. [in Wittenberg]. - [Magdeburg], 1. September 1556

[0] Warum F. schreibt.

[1] F. nennt Beweise für seine lauteren Absichten im adiaphoristischen Streit.

[1.1] Seine persönlichen Ermahnungen.

[1.2] Seine Friedensbemühungen durch Werner [Steinhausen, ⇨ 7931.3; ⇨ 8052], durch Briefe an M. [5340; 5382; 5556; 5655] und die Universität [Wittenberg: H *91f].

[1.3] F. setzt sich Gefahren aus.

[1.4] Er war maßvoller als andere, veröffentlichte nicht M.s Briefe an [Christoph] von Carlowitz [5139] und an [Niccolò] Tiepolo [vielmehr Lorenzo Campeggio: 952, dazu 1006] sowie viele Klagen Luthers [über M. in Briefen; vgl. aber H *87-*90].

[1.5] Er schlug nach der Belagerung [Magdeburgs] einen Ruf des Hz. [Albrecht] von Preußen aus und lenkte statt dessen Osiander und Schwenckfeld von M. auf sich.

[1.6] Seit die Adiaphora keine Gefahr mehr sind, schrieb er nicht gegen M. persönlich.

[1.7] Er ließ sich durch die Bezeichnung als Esel [CR 10, 631 Nr. 294] nicht beirren.

[2] Zur Sache erinnert F.

[2.1.1] an M.s Ablehnung des Adiaphorismus in Gesprächen mit ihm 1548/49.

[2.1.2] Als auf dem Regensburger Reichstag 1541 M. von Lgf. [Philipp von Hessen] und [Kf. Joachim II.] von Brandenburg aufgefordert wurde, sich an Bucers Bestrebungen zu beteiligen, träumte er von einer Hyäne und gestaltete diesen Traum so eindrucksvoll wie Dürer [CR 10, 576 Nr. 187].

[2.1.3] Noch in der Promotionsrede für [Melchior] Isinder [⇨ 5556.2] lehnte M. den Adiaphorismus ab.

[2.2.1] Im Pegauer Gutachten [5268] aber verfälschte M. die Rechtfertigungslehre, worauf ihn F. sofort ansprach und was den Druck der Isinder-Rede beeinflußte. Auch die päpstliche und bischöfliche Jurisdiktion ist offensichtlich gottlos.

[2.2.2] Das übrige tendiert dahin. F. erinnert hierzu an den Brief an Carlowitz, an das Gutachten [5409], das auf der Hochzeit von [Joachim] Camerarius' Tochter [Anna Rudinger, ⇨ 5405.2] entstand, an den Brief an die Hamburger [5501a] u. a.

[2.3] M. untergrub allenthalben die Standhaftigkeit. Wäre der Leipziger Landtag [⇨ 5386ff] ihm gefolgt, wäre ganz Kursachsen papistisch geworden.

[3] F.s Ziel ist die Beseitigung der adiaphoristischen Irrlehre.

[3.1] Deren Gefährlichkeit.

[3.2] Vier Friedensvorschläge: ein Schiedsgericht, F.s »Linde Vorschläge« [Preger 2, 9-11], jetzt gedruckt in [»Von der Einigkeit«, →H *133; MBW 7914.3], Artikel M.s oder ein Kolloquium.

[3.3] M. soll gemäß seinem Brief an Hubert [Languet: 7890] vor seinem Tod den adiaphoristischen Irrtum widerrufen.

[3.4] Georg Fabricius [an F., 24. 8. 1556: Baumgarten-Crusius (wie 8070), 142f; vgl. MBW 8026.1; 8070] und Fürst Wolfgang [von Anhalt] haben ihre Vermittlung angeboten. Andere drängen F. zu publizistischem Kampf.

[3.5] Mit Luther und noch vor drei Jahren hat M. die Heilsnotwendigkeit guter Werke verworfen. Jetzt bestärkt er [Georg] Maior [⇨ 7418] und [Justus] Menius, wie sein Brief an letzteren [7870] beweist.

Fundort:
Bds. 572-578 Nr. 571b.

Normdaten
Personen:

Albrecht von Preußen: http://d-nb.info/gnd/118637673

Bucer, Martin: http://d-nb.info/gnd/118516507

Camerarius, Joachim: http://d-nb.info/gnd/118518569

Campeggio, Lorenzo: http://d-nb.info/gnd/118666843

Carlowitz, Christoph von: http://d-nb.info/gnd/128556641

Dürer, Albrecht: http://d-nb.info/gnd/11852786X

Fabricius, Georg: http://d-nb.info/gnd/118531735

Flacius, Matthias: http://d-nb.info/gnd/118533649

Isinder, Melchior: http://d-nb.info/gnd/119719606

Joachim II. von Brandenburg: http://d-nb.info/gnd/118557556

Languet, Hubert: http://d-nb.info/gnd/118778722

Luther, Martin: http://d-nb.info/gnd/118575449

Maior, Georg: http://d-nb.info/gnd/116689781

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Menius, Justus: http://d-nb.info/gnd/118783297

Osiander, Andreas: http://d-nb.info/gnd/118590375

Philipp von Hessen: http://d-nb.info/gnd/11859382X

Schwenckfeld, Caspar von: http://d-nb.info/gnd/118612190

Steinhausen, Werner: http://d-nb.info/gnd/119838567

Wolfgang von Anhalt: http://d-nb.info/gnd/120849461