M. an Georg Buchholzer in Berlin. - [Zerbst], 20./21. April 1547

[1] Das Evangelium ist unveränderlich. M. wollte keine neuen Lehren erfinden, sondern hat die wahre und alte Lehre der Kirche erforscht.

[2] Da zu Beginn [der Reformation] manches Abstoßende [⇨ 1914.1], dem Evangelium Fremde, gelehrt wurde, suchte M. das Wesentliche zusammenzufassen [Loci, ⇨ 1555; ⇨ 2799; ⇨ 2921; ⇨ 3419] und brachte auch andere zum Wesentlichen, was der Eintracht der Gemeinden an vielen Orten diente [z. B. 1744]. Sein gutes Gewissen tröstet ihn in dieser schweren Zeit, und er wird sich unabhängig vom Kriegsausgang treu bleiben.

[3] Über Schmähungen M.s braucht B. nicht mehr zu berichten. M. wundert sich, daß der kurmärkische Hof daran Gefallen findet, obgleich M. dem Johannes Agricola geholfen hat [⇨ 2501f; ⇨ 2514f; ⇨ 2520f; ⇨ 2523ff] und märkischen Gemeinden und Personen oft diente [z. B. 2291]. Wenn die Provokationen nicht aufhören, wird sich M. öffentlich verteidigen. Lächerlich, ihn wegen eines Traumes [⇨ 4595.5] zu schmähen!

[4] In einen Abendmahlsstreit wird er sich nicht hineinziehen lassen. Seine Lehrmeinung ist gedruckt [Loci (⇨ 3419): CR 21, 861-876]; sie verbietet nicht die Anbetung im Vollzug [Elevation]. B. möge dafür sorgen, daß M. nicht zu einer öffentlichen Verteidigung gezwungen wird. In diesen politischen Gefahren ist Eintracht nötig. Wenn die [Trienter] Konzilsbeschlüsse publiziert sind [⇨ 4631.2], werden auch B. und seine Amtsbrüder genug zu tun haben.

[5] Anbei Verse für B.s Söhne [Noah und Abraham].

Fundort:
CR 6, 377 Nr. 3724; vgl. Flemming (1904), 13 und G. Kawerau: JBrKG 9/10 (1913), 55 Nr. 16 [H 3134]. ‒ MBW.T 16.
Datierung:
Das Tagesdatum wird von M. mit „die natali Romae“ angegeben. Nach CR 5, 482 = MBW 3689.5 ist dies der 20. April, nach dem Chronicon Carionis 1558 (CR 12, 776) und nach Ebers Calendarium historicum aber der 21. April. Fraglich bleibt, wann M. zu seiner neuen Erkenntnis gekommen ist.

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