M. an Christoph Meienburg [in Zerbst]. - [Wittenberg, 13. Januar 1547]

[1] M. ist befremdet, daß Mbg.s Präzeptor Erasmus [Benedikt] nicht mitteilte, ob der Vater [Michael Meienburg] etwas für M. Wissenswertes geschrieben hat. Mbg. soll seinem Vater schreiben, damit dieser seine wissenschaftlichen und sittlichen Fortschritte erkennt. Schändlich wäre es, wenn Mbg. hinter den Vorbildern seiner Familie zurückbliebe. M. zitiert Euripides-Verse [aus Stobaios IV, 25 (= flor. 79), 2-3 p. 619f Hense], die Mbg.s Präzeptor übersetzen soll.

[2] Wenn Joachim Camerarius kommt, soll Mbg. dies sofort mitteilen.

Fundort:
CR 6, 290f Nr. 3626. ‒ MBW.T 16.
Datierung:
Datum: Benedikt betreute Mbg. von dessen Studienbeginn Februar 1542 (⇨ 2851; ⇨ 2874; ⇨ 3417; ⇨ 3823) bis mindestens April 1549 und später noch (⇨ 5496; ⇨ 5604; ⇨ 5632; ⇨ 5644). In dieser Zeit kann M. unweit des Aufenthaltsortes jener beiden gewesen sein und ungeduldig auf einen Brief des Vaters Mbg. und den Besuch des Camerarius gewartet haben, ohne daß wir dies nachweisen können. Gleichwohl sprechen für die vom CR vermutete Zeit des Schmalkaldischen Krieges sowohl der nervöse Ton M.s wie auch die Tatsache, daß er dem Stobaios, den er vermutlich in der 1543 von Konrad Gesner besorgten Zürcher Ausgabe des Florilegium (Bücher III und IV des Anthologium) las, entnommene Verse auch in 4490 und 4496 zitiert, übrigens aus dem 3. Buch, während er in 4548 beim 4. angelangt war (vgl. auch 3978.6.4). Schließlich ist bemerkenswert, daß in den Abschriften Gotha FB, Cod. Chart. A 399, f. 3v, und Paris BSG, Ms. 1457, f. 327v, MBW 4548 zusammen mit Briefen der Jahre 1546/47 überliefert ist (wobei es die Meinung des Tradenten nicht berührt, daß der unmittelbar vorausgehende, MBW 3168, von CR und uns ins Jahr 1543 gesetzt wurde), und daß auch die dritte bisher bekannte Abschrift Gotha B 191 Teil I, f. 77v-78r, im Kontext drei Briefe des Jahres 1547 bietet. Daß Mbg. in Wittenberg zurückgeblieben sei (so CR), ist unwahrscheinlich, da seit Beginn des Krieges geplant war, die Mbg.-Söhne nach Hause zu schicken (⇨ 4337.2; ⇨ 4396.3); am 20. Oktober sollten sie abreisen (⇨ 4412.1). Christoph und sein Präzeptor Benedikt blieben zwar dann doch zurück (⇨ 4417.1), sind aber höchstwahrscheinlich mit M. nach Zerbst geflohen, wohin der Vater Zehrgeld schickte (⇨ 4505.3). Man darf also die Situation voraussetzen, daß M. für kurze Zeit Zerbst verlassen hat. Ein Besuch in Dessau kommt dabei nicht in Betracht, denn wenn Camerarius von Leipzig nach Zerbst kommen wollte, so mußte er M. in Dessau treffen. Entsprechendes gilt für die Annahme Christmanns (S. 16f), Mbg. sei in Magdeburg, M. in Zerbst gewesen. Dagegen konnte M. in Magdeburg oder Wittenberg sein. Nach Magdeburg ist er am 25. November gegangen (bei ⇨ 4468) und blieb dann länger, als vorgesehen war (⇨ 4481; ⇨ 4487.1); 4548 könnte also mit 4481 am 2. Dezember abgegangen sein. Dagegen spricht jedoch der erwartete Besuch des Camerarius. Es ist unwahrscheinlich, daß dieser während der Truppenbewegungen in Richtung Gommern (⇨ 4481), die M.s Rückreise nach Zerbst verzögerten, unterwegs sein sollte. Jedenfalls wissen wir nichts davon. Dagegen ist Camerarius nachweislich am 17. und 18. Januar bei M. in Zerbst gewesen (⇨ 4557.3), und da M. kurz zuvor in Wittenberg war (⇨ 4545ff), kann man 4548 mit großer Wahrscheinlichkeit in diese Zeit setzen, und zwar bevor M. den Brief des Vaters Mbg. erhalten hatte, den er am 14. mit 4552 beantwortete.

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