M. an den Leser. [Nicht verwendete Vorrede zu: M., Opera. Basel, Johannes Herwagen, 1541]. - [Burglengenfeld, 27. Juli und danach unterwegs und in Wittenberg 1541]

[0] Selbstkritik und autobiographische Rechenschaft als Thema des Folgenden.

[1] M.s Jugend.

[1.1] Seine Schulbildung in Latein bei Johannes Unger und in Griechisch bei Georg Simler. M.s Universitätsstudium und autodidaktische Lektüre der Klassiker und des [Angelo] Poliziano u. a.

[1.2] Das Erlebnis der damals erschienenen Dialektik des Rudolf Agricola [vgl. auch 2169], eines Geschenks des verehrten Johannes Oekolampad.

[1.3] Erste Lehrtätigkeit und Publikation der eigenen Dialektik [→CR 13, 507] und Rhetorik [⇨ 40].

[2] Das Ende der humanistischen Hoffnungen durch den Kirchenstreit und M.s Stellung zur Reformation (Dionysios und Aristides).

[3] M.s theologische Schriften.

[3.1] Loci [⇨ 132; 1555; 2799] und Römerbriefkommentar [⇨ 1276; 2336] als Zusammenfassung der [reformatorischen] Lehre in dialektischer Methode. Die Neuausgabe durch [Johannes] Herwagen wird begrüßt.

[3.2] Dennoch Offenheit für Kritik.

[3.3] Anderes hätte M. nicht aufgenommen, namentlich seine dürftigen Kommentare zur Genesis [CR 13, 760-792] und zum Johannesevangelium [⇨ 268.2] und die Sententiae zum Abendmahl [⇨ 863] mit teilweise unechten Zitaten aus Cyprian, Ambrosius, Theophylakt (Erinnerung an [Jakob] Lemp in Tübingen und seine Demonstration der Transsubstantiationslehre).

[4] M. ist nach wie vor dafür, daß die Lehreinheit der Kirche durch eine von Potentaten einzuberufende Konferenz von Gelehrten hergestellt werden sollte, doch ohne Betrug (Antiochus [⇨ 2865.14]) und Verfolgung (historische Beispiele).

[5] M.s philosophische Bücher.

[5.1] Gegen die aus Italien gemeldete Kritik an ihrem Niveau erläutert M. ihren pädagogischen Zweck.

[5.2] M.s Physik [De anima, ⇨ 2361] und Ethik [Epitome, ⇨ 1890] brachten auch wissenschaftliche Fortschritte. Die aristotelische Tugendlehre lernte M. erst aus Platon verstehen.

[5.3] Verständnisschwierigkeiten wie einst bei der mit Oekolampad betriebenen Hesiod-Lektüre, aus denen nur [Johannes] Stöffler helfen konnte, haben die heutigen Studenten nicht mehr.

[5.4] Die Notwendigkeit der sprachlichen Bildung für die Kirche.

[5.5] Trauer um Simon Grynaeus, der diese umfassende Bildung verkörperte.

[6] Gebet für die Studien und Ermahnung zur Tapferkeit angesichts der Türkengefahr. M.s Trost in der Endzeit ist die Erhaltung eines Restes der Kirche.

Fundort:
CR 4, 715-722 Nr. 2418. ‒ MBW.T 10.
Datierung:
Datum: „Wittenberg 1542“ laut dem Erstdruck 1565. Laut MBW 2779 aber am 27. 7. 1541 begonnen. Die Vollendung hat sich jedoch verzögert, denn § 5.5 ist nicht unmittelbar nach dem am 1. 8. 1541 erfolgten Todesfall (⇨ 2800) geschrieben.
Nachtrag:
Die Vorrede wurde mit der Jahreszahl 1542 am Ende in einem Teil der Basler Ausgabe von 1541 verwendet. Sie ist vorhanden in dem Exemplar Tübingen UB, Gf. 253 2o, Bd. 1. Demnach ist sie wohl erst nach Beendigung des Drucks vollendet worden und wurde den noch nicht verkauften Exemplaren vorangestellt. Horst Koehn und Timothy J. Wengert haben uns unabhängig voneinander darauf aufmerksam gemacht.

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