M. an Bernhard Maurus [in Tübingen]. Vorrede zu: M., De rhetorica libri tres. Wittenberg, Johannes Grunenberg, 1519. - Wittenberg, Januar 1519

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[1] B.s Brief, den M. sechsmal vergalt, zeigt, daß B. weiterhin die bonae literae pflegt. Dies bringt ihn in Konflikt mit dem Studiengang, der ihm eine verderbte Philosophie vorschreibt.

[2] Gegen diese vertritt M. die andere Wissenschaft, die Verstand, Sitten und Gemeinsinn bildet und das Schöne erkennen läßt, durch deren Niederlage aber Heiliges und Profanes besudelt wurden.

[3] Einstmals wurde die Jugend nach Kenntnis der Grammatik von Rhetoren umfassend gebildet.

[4] Danach wurde sie mit schlechter Dialektik gefüllt. M. hält Dialektik für nötig. Er bekämpft diejenigen, die statt Aposteln Sophisten, statt Kirchenvätern Scholastiker vorsetzen und Erasmus, Reuchlin, Luther ablehnen.

[5] Bei der im Aufbruch befindlichen Bildungsreform kommt es entscheidend auf die Dialektik und ihr richtiges Verhältnis zur Rhetorik an. Anekdote von einem Sachsen [NN].

[6] M. will die Studenten zum rechten Gebrauch von Dialektik und Rhetorik anleiten, die beide denselben Gegenstand behandeln, wenngleich auf verschiedene Weise.

[7] Die Aufgaben der Dialektik und ihre Einübung in Disputationen.

[8] Die weitere Ausbildung führt zu Loci communes,

[9] zu den platonischen Mythen, Maximos von Tyros, vor allem aber zu Erasmus,

[10] schließlich zu Aristoteles, Cicero, Fabius [Quintilian]. Die späteren taugen nichts.

Fundort:
CR 1, 62-66 Nr. 32; Suppl. 6/1, 56f Nr. 51. ‒ MBW.T 1.

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