M. an Joachim Camerarius in Leipzig. - [Wittenberg], 13. Juni [1544]

[1] [Georg] Sabinus ist für das Königsberger Rektorat ungeeignet, denn ihm fehlt sowohl die Liebe zur Lehre als auch die Integrationsfähigkeit. Doch M. gab seinem Wunsch und dem positiven Urteil des C. nach [⇨ 3459; 3468]. Nun wünscht er ihm gutes Gelingen. M.s Empfehlungsschreiben an Hz. [Albrecht von Preußen: 3583] ist angesichts der Kümmernisse [⇨ 3566 u. ö.] kühl ausgefallen; C. soll es unterschreiben und siegeln. Jeder Gedanke an Sabinus bringt M.s Blut in Wallung. Daß M. und die Seinen allein beschuldigt werden, während jener, der acht Jahre lang M., M.s Frau [Katharina] und Tochter [Anna] grausam gequält hat, schuldlos ausgeht, vergrößert M.s Schmerz. Diese Schwägerschaft ist das Traurigste in M.s Leben. Sein Trost und Gebet. Am besten hätte Sabinus die Ehe gelöst. M. wollte nicht aktiv werden, zumal C. entschieden dagegen war. C. ging es um das Ansehen, M. um die [psychischen] Hintergründe.

[2] Anbei ein Brief von Calvin [3531], der sich zu Recht über Luthers Brief an die Zürcher [Christoph Froschauer, ⇨ 3364.1] beklagt. M. hatte im März an Bullinger [3487] geschrieben und sich um Vermittlung bemüht.

[3] Wenn Piger dem Leipziger Rat das Geld nicht geschickt hat [⇨ 3578.3?], wird man gegen ihn prozessieren. C. soll den Sachverhalt feststellen.

[4] Die Studenten [Gf. Michael] von Wertheim und [Christoph Schenk] von Limpurg werden voraussichtlich im Hause des Dr. Benedikt [Pauli] bleiben; dann wird M. ihre Studien überwachen.

[5] C. soll den Brief an Preußen [3583] dem Boten geben und auch an M. und an Sabinus schreiben.

[6] Soeben kommt Post vom Leipziger Rat; darüber später.

[7] Wenn Sabinus die Magd [⇨ 3582.1; ⇨ 3586.2] haben will, soll sie entsandt werden, denn M.s Tochter [Anna Sabinus] kann den Haushalt nicht allein bewältigen, und eine meißnische ist M. lieber als eine aus der barbarischen Mark Brandenburg.

Fundort:
CR 5, 415f Nr. 2962; Cod. II, 214f und I, 358. ‒ MBW.T 13.
Datierung:
Jahr aus § 1 sowie der Bezeichnung des C. als Rektor (⇨ 3535.1). Die § 4 Genannten sind im Juni 1544 in Wittenberg immatrikuliert (Album 214 a), stehen unter dem Sommersemester 1544 aber auch in der Leipziger Matrikel (S. 646); C. hat ihnen in seiner Vita M.s ein Denkmal gesetzt (ed. Strobel § 70 [H 1373]).

Normdaten
Personen:

Albrecht von Preußen: http://d-nb.info/gnd/118637673

Bullinger, Heinrich: http://d-nb.info/gnd/118517384

Calvin, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118518534

Camerarius, Joachim: http://d-nb.info/gnd/118518569

Froschauer, Christoph: http://d-nb.info/gnd/119452855

Limpurg, Christoph Schenk von: http://d-nb.info/gnd/135928656

Luther, Martin: http://d-nb.info/gnd/118575449

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Melanchthon, Katharina: http://d-nb.info/gnd/130475483

Pauli, Benedikt: http://d-nb.info/gnd/119782138

Sabinus, Anna: http://d-nb.info/gnd/130464708

Sabinus, Georg: http://d-nb.info/gnd/116713550