M. an Joachim Camerarius [in Leipzig]. - [Wittenberg], 24. Mai [1544]

[1] [Cruciger] überbrachte gestern C.s Brief, dem M. bei aller Liebe doch den Vorwurf entnimmt, er halte [im Zerwürfnis zwischen Georg und Anna Sabinus] zu sehr zu den Seinen, was ihm vorgestern auch [Georg Sabinus] vorgeworfen hatte. Wenn C. diesen und diese Angelegenheit so gut wie M. kennte, würde er anders urteilen. M. bereut sogar, sich bisher so korrekt verhalten zu haben. Vor der Reise des [Sabinus] nach Speyer gab es eine Versöhnung [⇨ 3518]. Aber auf der Rückreise schickte er aus Leipzig den gefälschten Brief eines Jünglings, um nach seiner Ankunft M.s Tochter [Anna] vorzuwerfen, sie empfinge Liebesbriefe und Geschenke. Gestern bei der Abreise sagte er zu M., [Anna] solle ihm nach einigen Tagen folgen. Wenn sie das tut, wird er sagen, sie sei ihm aufgenötigt, wenn nicht, mit Gewalt zurückgehalten worden. Ihn, der weder Bildung noch Religion noch Tugend liebt, preist C.! M. der bisher ohne Schande lebte, wird die [Scheidung seiner Tochter] als Strafe Gottes für seine vielen anderen Fehler annehmen. Doch betet er um Verschonung. Er bittet C. unter Berufung auf einen Vers des [Euripides], sich nicht wegen [Sabinus] von ihm abzuwenden und für ihn, der die ganze Nacht schlaflos lag, zu beten.

[2] Anbei für C. und Bernhard Ziegler ein Exemplar der letzten Disputation[sthesen, ⇨ 3565].

Fundort:
CR 5, 397f Nr. 2947; Cod. I, 178f; vgl. Druffel (1876), 508f. ‒ MBW.T 13.
Datierung:
Jahr wie 3561. Sabinus, dessen baldiges Erscheinen in Leipzig M. am 19. voraussetzt (⇨ 3561.4), war also am 22. und 23. Mai in Wittenberg.

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