M. an Joachim Camerarius [in Leipzig]. - [Wittenberg], 9. Februar [1544]

[1] M. hat sich immer für den Zusammenhalt der Fakultäten eingesetzt und dabei auch Unrecht ertragen. C. vermutet deshalb zu Recht, daß M. über [Luthers] Predigten gegen die Juristen [⇨ 3436.2; dazu die vom 13., 20. und 27. Januar und vom 3. Februar: WA 49, 294-343] betrübt ist. Ungeachtet der drohenden [allgemeinen] Gefahren [⇨ 3454] hat [Luther] diesen Streit ohne zureichenden Grund aus Zorn begonnen wie früher mit Erasmus [⇨ 387.7; ⇨ 450; ⇨ 459] und mit den Schweizern [⇨ 369.2 u. ö.]. M. denkt oft an den Ausspruch des Erasmus, daß die gegenwärtige Kirche keinen milderen Arzt [als Luther] verdient habe. M. trägt dies also und lindert nach Kräften, wogegen der [kursächsische] Hof hierin versagt. Gebet. M. sieht seine Befürchtung, daß [Luthers] Zorn sich wie bei Herakles, Philoktet und Marius mit zunehmendem Alter verschlimmert, bestätigt.

[2] M. schickt C.s Rede gegen [Bartholomaeus] Latomus [⇨ 3437] zurück; C. soll sie sofort veröffentlichen [C., De invocatione sanctorum ... Leipzig, Valentin Bapst, 1545 (H *68]); in [Wittenberg] gibt es keine guten Drucker. M. will sie im Unterricht behandeln. Grundsätzliches über die literarische Behandlung des Gebets [⇨ 4184.2].

[3] M. dankt C., daß er sich für [Georg] Sabinus einsetzt, und wird ihm den Brief des C. [seine mögliche Berufung nach Leipzig betreffend, ⇨ 3459.1] schicken. Doch glaubt M., daß Sabinus, der M.s Philosophie [der Mäßigung] verachtet, die Schwierigkeiten in dem von ihm bevorzugten [Königsberg] nicht meistern wird.

[4] M. will die Loci [⇨ 3419], die Dialektik [⇨ 3720.3] und die ‚Physik‛ [De anima, ⇨ 2361; vgl. auch 2439.4] überarbeiten und erbittet dafür C.s Hilfe, ohne sich um den Spott des [Veit Amerbach] zu kümmern.

Fundort:
CR 5, 309-311 Nr. 2864 mit 5, 922; Cod. I, 344f. ‒ MBW.T 13.
Datierung:
Jahr aus den Parallelen.

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