Melanchthons
Briefwechsel

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M.: Rede bei der Versammlung der evangelischen Delegierten. - Worms, 22. September 1557

M.s Antwort an die Papisten [8382] wurde gelesen und gebilligt, ausdrücklich auch von den Jenensern. Diese verlangten aber, weil die Papisten die Verurteilung von Calvin, Osiander, [Franciscus] Stancarus, [Flacius] Illyricus und [Nikolaus] Gallus gefordert hatten, Zwingli, Calvin, Osiander, [Georg] Maior und die Adiaphoristen zu verurteilen. M. sagte, er persönlich habe nichts dagegen, aber für die Kirche sei es nicht hilfreich, sondern solche einseitigen Verurteilungen würden den papistischen Mißbrauch des Sakraments und die Abgöttereien in der Messe stärken. Vielmehr müsse man die Lehren positiv formulieren und erläutern, damit jeder wisse, was man glauben soll. Dies solle im Verlauf des Gesprächs bei jedem Artikel geschehen. Was Maior betreffe, so habe er, M., nie behauptet, daß gute Werke zur Seligkeit nötig seien, und Maior verteidige diesen Satz nicht. Man dürfe ihn nicht ungehört verurteilen, zumal seine Gegner unerträgliche Dinge geschrieben haben. Die Adiaphora nannte M. „Gauckelwerk“. Wahrheitswidrig würde ihm Verfälschung der Lehre unterstellt. Den Pfarrern in Franken habe er geraten, die Gemeinden nicht zu verlassen, sondern einige Zeremonien wie den Chorrock und dergleichen anzunehmen, soweit dies ohne Gottlosigkeit geschehen könne [5413]. Das „Gauckelwerk“ in der Mark [Brandenburg], das „etwas impium“ sei, habe er nicht gebilligt [⇨ 5401; 5435; 5439; 5478]. Das Leipziger Interim [5387] habe er weder gebilligt noch unterschrieben. Hz. Moritz [von Sachsen] habe es nicht publiziert, sondern die [Flacianer] in Magdeburg hätten es verfälscht gedruckt und nach ihrem Sinn gedeutet. M. habe nicht auf anderer Kosten tapfer sein wollen; es sei in Sachsen, Franken und anderen Ländern um mehrere tausend Pfarrer mit ihren Frauen und Kindern gegangen, die er nicht in unnötige Gefahr bringen wollte. Auch die politischen Folgen seien zu bedenken gewesen. Obwohl also [Flacius] Illyricus und seine Anhänger ihm, M., und manchem guten Mann große Gewalt angetan hätten, wolle er dennoch weichen, wenn sein Rat nichts gelte, und sich und die Adiaphora verurteilen, ja sich sogar töten lassen, damit man endlich Frieden halte und die Gemeinden und Regenten schone. Darauf übergab er ein Schriftstück [8360] zur Weitergabe an die Papisten.