M. an Kf. August von Sachsen. Dt. Pr. Kolding, 14. 10. - Worms, 2. Oktober 1557

[1] Segenswunsch zur Heimfahrt. Über die Ereignisse vor dem Religionsgespräch ist A. durch seine Gesandten [Gf. Ludwig von Everstein-Naugard, Heinrich d. J. von Einsiedel und Georg Cracow] informiert, aber auch M. berichtet: Die Gesandten aus Weimar [Basilius Monner, Erhard Schnepf, Victorin Strigel und Johannes Stössel] wollten nicht nur das Bekenntnis zur CA, zur Apologie [⇨ 1148] und zu den sogenannten Schmalkaldischen Artikeln [⇨ 1833], was selbstverständlich geschah [⇨ 8329.2], sondern auch Verurteilungen hinsichtlich der Themen Abendmahl, Osianders Lehre, Notwendigkeit der guten Werke, Adiaphora [⇨ 8328f].

[2] Dagegen wurde eingewendet [8362], daß zu Verurteilungen auch positive Lehraussagen formuliert werden müssen, wozu mehr Personen als die Anwesenden benötigt werden, was auch Schnepf zugab. Über Osianders Lehre gibt es M.s Schriften [6294]. Brenz will ihn nicht verurteilen, bevor die Vorwürfe in seinen Schriften nachgewiesen sind. Über die Werke hatte M. von A. den Auftrag, einen Lehrartikel zu verfassen [⇨ 8338.2], was er den Kollegen mitteilte und jetzt tun will [8425.5]. Auch über die Adiaphora ist er bereit, sich zu äußern, zumal Flacius Unwahrheiten verbreitet [⇨ 8373.3].

[3] M. hat ein Manuskript gesehen, das Basilius [Monner] den Württembergern zugeschickt hat [⇨ 8373.3]. Die Gesandten haben beschlossen, die Verurteilungen zu vertagen, was auch Kf. Ottheinrich [von der Pfalz] in einem Schreiben verlangt hat.

[4] Zu Beginn des Kolloquiums ließen sich die Weimarer eine Protestation wegen der Verurteilungen von den anderen [Evangelischen] zunächst ausreden.

[5] Als aber die Päpstlichen wissen wollten, ob die [Evangelischen] einig seien, waren die Weimarer nicht mit dem Hinweis auf die CA zufrieden und ließen sich nicht davon abbringen, ihre Verurteilungen beim Präsidenten [Julius Pflug] einzureichen [CR 9, 314-317 Nr. 6362; Förner S. 67-72].

[6] Seither ist ungewiß, ob das Religionsgespräch abgebrochen wird. M. hält ohnehin den Austausch von Schriftstücken für fruchtlos. Segenswunsch für A., seine Gemahlin [Anna] und Kinder [Elisabeth, Alexander, Magnus und Joachim].

Fundort:
CR 9, 319-321 Nr. 6364.

Normdaten
Personen:

Anna von Dänemark, Kfn. von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118645293

August von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/119458446

Brenz, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118515128

Cracow, Georg: http://d-nb.info/gnd/117664251

Einsiedel, Heinrich d. J. von: http://d-nb.info/gnd/139646426

Elisabeth von der Pfalz: http://d-nb.info/gnd/174047304

Everstein-Naugard, Ludwig von: http://d-nb.info/gnd/119523493

Flacius, Matthias: http://d-nb.info/gnd/118533649

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Osiander, Andreas: http://d-nb.info/gnd/118590375

Ottheinrich von der Pfalz: http://d-nb.info/gnd/118738712

Pflug, Julius: http://d-nb.info/gnd/118714082

Schnepf, Erhard: http://d-nb.info/gnd/12466833X

Strigel, Victorin: http://d-nb.info/gnd/124408494