M.: Tischgespräch. - Worms, 2. Oktober 1557

Jakob Meretzki, der Schwenckfelds Brief an Lgf. Philipp von Hessen [⇨ 8366.1] überbracht hatte, kam am 2. Oktober um 12 Uhr nach Worms. Er aß in der Nobelherberge „Beim Hinteren Weißen Schwan“, wo die württembergischen, hessischen, pommerischen, ansbachischen und Straßburger Gesandten untergebracht waren. Dort lernte er sieben Straßburger Studenten kennen, darunter einige Franzosen, die gekommen waren, um M. zu sehen. Zum Abendessen war M. mit Caspar Peucer und [Paul] Eber von Balthasar von Gültlingen, [Johannes] Brenz, Jakob Andreae, Johannes Marbach, Johannes Sturm, Johannes Pistorius und Jakob Runge eingeladen worden. Als er kam, küßten ihm die Franzosen die Hand; er begrüßte namentlich seine ehemaligen Schüler François Hotman und Bernardus Bertrandus. Meretzki machte sich mit Peucer bekannt, mit dem er vor 22 Jahren die Schule in Goldberg besucht hatte. Zu Tisch saßen 16 Leute. M. betete das Vaterunser. Dann kam er sofort auf Schwenckfeld zu sprechen, denn er hatte den Brief des Lgf. [8366] erhalten. Er nannte ihn Stenckefeld und kritisierte vor allem, daß er in einem Büchlein, das M. unlängst gelesen hatte [CS 15, 152f Nr. 1001], Christus als einzigen Mittler bezeichne, was das äußere Wort ausschließe. Es entstand ein allgemeines Gelächter. Gültlingen sagte, er habe durch [Hans von] Sperberseck eine Schrift Schwenckfelds erhalten, die ihm unverständlich war. M. bedauerte die von dem Schwärmer verführten Frauen.

Fundort:
Bericht des Jakob Meretzki: CS 15, 215f bei Nr. 1012.
Datierung:
Am nächsten Morgen war M. von den genannten Franzosen eingeladen. Meretzki saß an einem anderen Tisch bei Andreae und [Georg Karg]. Deshalb konnte er nicht mehr berichten, als daß M. wieder über Schwenckfeld redete.

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