M. an Fürst Georg von Anhalt [in Merseburg]. - [Wittenberg], 24. Oktober [1548]

[1] M. reiste bedrückt von Torgau ab [⇨ 5336f], weil er die Absichten des [kursächsischen] Hofes durchschaut. Hinzu kam Julius [Pflugs] Forderung nach bedingungsloser Annahme seiner Ansichten [5328]. Luther hat leider die Frage des Meßopfers nicht geklärt und der Nachwelt keinen geringen Streit hinterlassen [⇨ 5327.2]. M. bereitet eine Antwort an Julius [Pflug] vor [5343]. Dabei wird er einen von G. gefürchteten Punkt übergehen.

[2] Von einer [Theologen]versammlung, wie sie G. vorschlägt, rät M. ab. Die Zusammenarbeit M.s mit der neuen Regierung hat ihre Grenze an der Beunruhigung der Gemeinden.

[3] Die Undurchsichtigkeit des Hofes bereitet M. Sorgen. Den Kaiser könnte man mit der Einführung von Konfirmation, Bann mit öffentlicher Buße und der lächerlichen Enthaltsamkeit von Fleisch zufriedenstellen. Die Meßriten jetzt einzuführen wäre voreilig, da auch andere noch nichts änderten. M. sieht hier Bestrebungen zur Wiedereinführung von Privatmessen. G. soll diese drei Punkte erwägen. M. wird sein Gutachten [5343] schicken.

[4] Beilage: In Wesel wurden Lehre und Riten des Papstes wieder aufgerichtet und alle evangelischen Pfarrer und Schulleiter vertrieben. Auf die Bitte der Stadt, wenigstens das Augsburger [Interim] zu halten, wurde geantwortet, es gelte nur für völlig lutherische Gebiete. Dies ist die [von Johannes Agricola] gerühmte Ausbreitung des Evangeliums [⇨ 5239.9; ⇨ 5249.3].

Fundort:
CR 7, 185f Nr. 4394. ‒ MBW.T 18.
Datierung:
Jahr: Torgauer Konvent (⇨ 5329ff) und Schriftwechsel mit Pflug.

Normdaten