Melanchthons Briefwechsel

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M. an Kf. Moritz von Sachsen [in Wittenberg]. Dt. - [Wittenberg, 1. November 1551]

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[1] M. warnt vor dem Anschluß an das von Frankreich unterstützte Fürstenbündnis.

[2] Obwohl der Kaiser seine Zusagen bezüglich des Lgf. [Philipp von Hessen] halten sollte, ist ein Krieg nicht zu verantworten.

[3] Beispiele für Frankreichs Untreue: [Kf. Philipp von der] Pfalz, [Hz. Ulrich von] Württemberg, [Hz. Heinrich d. M. von Braunschweig-]Lüneburg, Lübeck [unter Wullenwever]. Kg. Franz I. von Frankreich gab Briefe des [Kf.] Johann Friedrich [von Sachsen] und des Lgf. [Philipp von Hessen] wegen eines Bündnisses dem Kaiser. Frankreichs Zusammengehen mit den Türken.

[4] Unzuverlässigkeit der Verschwörer, die sich auch mit dem gefangenen [Hz. Johann Friedrich d. Ä.] und seinen Söhnen [Hzz. Johann Friedrich d. M. und Johann Wilhelm von Sachsen] gegen Mo. verbünden könnten.

[5] Ihr Ziel, die Bistümer aufzuteilen, wird Papst [Julius III.], Kaiser und [Kg. Heinrich II. von] Frankreich einen.

[6] Ihr Vorhaben ist Aufruhr, wozu Gott kein Glück gibt, und wenn, so würde Mo. sich danach mit ihnen auseinandersetzen müssen.

[7] Der Kaiser ist die rechtmäßige Obrigkeit, gegen den bisher jedes Unternehmen vergeblich war (Frankreich, Papst [Clemens VII. und Paul III.], Venedig, Spanien, Deutschland).

[8] Präventivkrieg wegen der zu erwartenden Konzilsexekution ist nicht gerechtfertigt.

[9] Die Niederlage des Kaisers hätte unabsehbaren Bürgerkrieg zur Folge.

[10] Schicksal der Empörer gegen Kaiser Otto I.: Hz. Heinrich von Bayern, Hz. Ludolf von Schwaben, Hz. Arnulf von Bayern, Hz. Giselbert von Lothringen, Hz. Eberhard von Franken, Eb. Friedrich von Mainz.

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Fundort:
CR 7, 902-905 Nr. 5019; vgl. K. Hartfelder: ZKG 7 (1885), 465f Nr. 17 [H 2301]; P. Flemming: ThStKr 85 (1912), 609 Nr. 5019 [H 3118]. ‒ MBW.T 21.

Datierung:
Datum: Diese in mehreren Abschriften z. T. mit der Jahreszahl 1552 überlieferte Denkschrift an Kf. Moritz trägt einmal (→Hartfelder l. c.) das Datum des 5. 8. 1552, was viel zu spät ist, denn M. äußerte sich eindeutig vor Beginn des Fürstenkriegs; am 30. 11. 1551 erwähnt er gegenüber Camerarius dieses Schreiben (⇨ 6266.1). Der 5. 8. 1552 dürfte sich auf die von Johannes Ketzmann angefertigte Abschrift beziehen; nähme man den 5. 8. im Jahr 1551 als Abfassungsdatum an, so wäre dies zu früh. Andeutungen über die Verschwörung gibt es in M.s Briefen seit 24. 10. 1551 (⇨ 6243.1; vgl. auch 6244.1; 6248.1; 6280.1). Seine in § 1 dargelegte Information hatte er, wie er andeutet, teils brieflich, teils mündlich erhalten, letzteres wahrscheinlich von einem Teilnehmer [NN] der Wittenberger Friedensverhandlungen mit Magdeburg (⇨ 6222.3). Da M. am 1. November mit dem Kf. in Wittenberg gesprochen hat (⇨ 6252.1), dürfte er bei dieser Gelegenheit seine Warnung schriftlich überreicht haben; das Gespräch, das gewiß nicht ohne Zeugen stattfand, ging um Kirchliches, immerhin um solche Dinge, die M. einem Brief nicht anvertrauen mochte (⇨ 6252.1). Die seit nahezu zwei Jahren laufenden Verhandlungen mit Frankreich, die M. in § 1 erwähnt, weisen ebenfalls in den Herbst 1551, denn diese begannen im Herbst 1549, vgl. K. E. Born, Moritz von Sachsen und die Fürstenverschwörung gegen Karl V., Darmstadt 1972 = Historische Zs. 191 (1960), 18-66, bes. S. 13 bzw. 30. — Daß diese Denkschrift „vielen“ bekannt wurde, deutet M. in 6671.2 an.

Normdaten

Personen:

Arnulf von Bayern: http://d-nb.info/gnd/118504363

Camerarius, Joachim: http://d-nb.info/gnd/118518569

Clemens VII., Papst: http://d-nb.info/gnd/118723510

Eberhard von Franken: http://d-nb.info/gnd/133573400

Franz I. von Frankreich: http://d-nb.info/gnd/118534947

Friedrich von Mainz: http://d-nb.info/gnd/118535846

Giselbert von Lothringen: http://d-nb.info/gnd/138742618

Heinrich d. M. von Braunschweig-Lüneburg: http://d-nb.info/gnd/136201504

Heinrich I. von Bayern: http://d-nb.info/gnd/133801772

Heinrich II. von Frankreich: http://d-nb.info/gnd/118548166