M. an [Kardinal Jean du Bellay, Bf. von Paris].
- [Zerbst], 7. März 1547
[1] M. zweifelt nicht, daß der hohe kirchliche Würdenträger das gegenwärtige Unglück beklagt und auf Abhilfe bedacht ist, wie man weiß. M. denkt oft an ihn und deutet mit einem Homer-Zitat [Il. 2, 372] seine gleiche Gesinnung an.
[2] Er empfiehlt Petrus [Rennaeus] aus Perugia [⇨ 4444; 4665], der wegen des [Schmalkaldischen] Krieges nicht länger in Deutschland bleiben kann und in Frankreich seine Studien fortsetzen will.
[3] M. ist in großer Gefahr, tröstet sich aber damit, daß Gott seine Kirche erhalten wird.
Fundort:
CR 6, 425f Nr. 3770.
‒ MBW.T 16.
Datierung:
Als Adressat wird in Pezels Edition „ein Bf. in Frankreich“ genannt. Dies ist gewiß nur ein Rückschluß aus dem Text, aus dem hervorgeht, daß der Empfänger ein hohes kirchliches Amt bekleidet, daß seine politischen Aktivitäten weithin bekannt sind, und daß M. sich ihm gleichgesinnt fühlt. CR vermutet Jean du Bellay, den Bf. von Paris und Kardinal. An ihn richtete M. am 23. 4. 1535 einen ersten Brief (1563) und erhielt eine freundliche Antwort (1578). Es ist dies die Zeit der intensiven Religionsverhandlungen M.s mit Frankreich. M.s Gutachten vom 1. 8. 1534 (1467) wurde durch Guillaume du Bellay, den Bruder des Bf.s von Paris, veranlaßt (⇨ 1469; ⇨ 1667). Im August 1535 wollte M. zur Unterstützung der Religionspolitik der Brüder Du Bellay der Einladung nach Frankreich folgen (⇨ 1603; ⇨ 1613), was aber Kf. Johann Friedrich von Sachsen verhinderte (⇨ 1605; ⇨ 1608; ⇨ 1610). In MBW wird Jean du Bellay von M. noch am 4. 3. 1539 (2155.3) und am 11. 7. 1544 von Johannes Sturm (3620.3) erwähnt. Am 1. 6. 1555 empfahl ihm M. den Hubert Languet mit einem Schreiben (CR 8, 490f Nr. 5794), das ähnlich wie 4629 beginnt. Die Vermutung des CR ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig.