M.: Gutachten [für die Fürsten Georg und Johann von Anhalt in Zerbst]. Dt. - [Zerbst, 17./18. Januar 1547]

[1] Wenn Hz. M[oritz von Sachsen] Verhandlungen erwartungsgemäß ablehnt, bleibt nur ein Gesuch an den Kaiser. Sollte Hz. M[oritz] verhandlungsbereit sein, muß man feststellen, ob Kf. [Johann Friedrich] von Sachsen friedenswillig ist und die Territorien des Hz. M[oritz] und der Stifte [Magdeburg und Halberstadt] räumen wird. Für den geächteten [Kf.] Philipp von der Pfalz setzten sich einst Kf. Friedrich [der Weise] von Sachsen und [Bf. Lorenz von Bibra] von Würzburg ein. Gegen den Verlust der Kurwürde wird sich Kf. [Johann Friedrich] wohl bis zum äußersten wehren. Doch hätte man solche Extremfälle vor dem Krieg bedenken sollen.

[2] Bezüglich der Religion wurden die Fürsten schon vor dem Krieg ermahnt zu überlegen, was sie unter äußerstem Einsatz verteidigen wollen [4276.3.4]. Daß Kf. [Johann Friedrich] wegen der Wahl des Julius [Pflug zum Bf. von Naumburg] sein Land gefährdete, hat M. stets betrübt [⇨ 4458]. Da das schlechte Regiment der Bischöfe durch Säkularisation nicht verbessert wird, hat M. immer zur Erhaltung der Autorität der Bischöfe geraten, sofern sie rechte Lehre predigen lassen.

[3] Hinsichtlich der Lehre soll man auf die [CA] verweisen und sich zu einem unparteiischen Konzil oder einem kaiserlichen Religionsgespräch bereiterklären. Schwierigkeiten machen nicht die Prädikanten, sondern die Fürsten.

[4] Gott entscheidet über den Krieg. Die Unterdrückung christlicher Lehre wird dem Kaiser nicht gelingen.

Fundort:
Ch. Meyer: Forschungen zur Deutschen Geschichte 17 (1877), 337f [H 2208]; R. Stupperich: Reformatio und Confessio, Fs. für Wilhelm Maurer (1965), 93-95 [H 4133]; Regest: Pol. Korr. Moritz 3 (1978), 132 Nr. 168. ‒ MBW.T 16.
Datierung:
Datum und Adressat: Daß es um die Friedensbemühungen im Schmalkaldischen Krieg geht, ist offensichtlich. Kf. Johann Friedrich hat nicht nur Gebiete des Hz. Moritz besetzt, sondern auch der Hochstifte Magdeburg (wozu die Stadt Halle gehörte) und Halberstadt. Dies geschah seit dem 24. 12. 1546 (Mentz, Johann Friedrich 3, 63ff). Gleichzeitig gab es Vermittlungsversuche verschiedener Fürsten (⇨ bei 4508; Mentz 3, 74ff; J. Herrmann, in: Pol. Korr. Moritz 3, 19-21). M. beantwortete am 15. Januar aus Wittenberg die Aufforderung des Fürsten Johann von Anhalt, zu einer solchen Beratung zu kommen (4553), offenbar nach Zerbst, wo am 17. sowohl M. wie auch Georg von Anhalt mit Camerarius eintrafen und am 18. den Kf. Joachim II. von Brandenburg erwarteten (⇨ 4557). Daß sich M.s Gutachten auf dessen Vermittlungsversuch (hierüber Ch. Meyer l. c. 18, 1878, S. 1-17) bezieht, aber nicht für ihn direkt, sondern für die Anhaltiner erstellt wurde, geht auch aus der Überlieferung hervor: das Autograph liegt in den anhaltinischen Akten (hieraus von Stupperich publiziert); im kurbrandenburgischen Archiv wurde es abschriftlich gefunden (von Meyer). Diese Zuweisung wird u. E. nicht widerlegt durch Stupperichs, von Pol. Korr. Moritz übernommene Datierung mit dem 15. Januar als terminus ante. An diesem Tag (4553) und auch schon am 14. (4552.2) weiß M. zwar daß „Hz. Moritz alle Handlung abgeschlagen“ hat; doch dies bezieht sich auf die Bemühungen des Lgf. und schloß die weiteren Versuche nicht aus, gab allerdings den Anlaß zu M.s in 4556.1 ausgesprochener Annahme, daß Moritz auch diese neuerliche Vermittlung ablehnen werde.

Normdaten
Personen:

Bibra, Lorenz von: http://d-nb.info/gnd/116161736

Camerarius, Joachim: http://d-nb.info/gnd/118518569

Friedrich von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/11853579X

Georg von Anhalt: http://d-nb.info/gnd/118716891

Joachim II. von Brandenburg: http://d-nb.info/gnd/118557556

Johann Friedrich d. Ä. von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118712373

Johann IV. von Anhalt: http://d-nb.info/gnd/104173734

Karl V., Kaiser: http://d-nb.info/gnd/118560093

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Moritz von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118584138

Pflug, Julius: http://d-nb.info/gnd/118714082

Philipp der Aufrichtige von der Pfalz: http://d-nb.info/gnd/119557843