M. an Fürst Georg von Anhalt [in Merseburg]. - [Zerbst, ca. 27. Dezember 1546]

[1] Nach dem — von Helius Eobanus [Hessus] in Verse gebrachten — Psalmwort [Ps 103/104, 33] ist das Evangelium treulich zu verkünden, ob nun die Herbergen der Kirche ruhig sind oder durch die Waffen der Fürsten gestört werden. Deshalb schrieb M. gern jene Predigten [⇨ 4499f], doch im Bewußtsein der Unangemessenheit jeder menschlichen Sprache [bezüglich der Menschwerdung Christi], in Gehorsam gegenüber Gottes Auftrag und in der Hoffnung auf die Erhaltung der Kirchen und Schulen.

[2] Viele Jahre hindurch war M. bemüht, Streitfragen zu erläutern, wobei er vom [kursächsischen] Hof und von Theologen angegriffen wurde [⇨ 1914 u. ö.]. Er wollte die Eintracht [beider Sachsen] bewahren

[3] und würde auch jetzt noch unter Einsatz seines Lebens diesen Bürgerkrieg beenden helfen.

Fundort:
CR 6, 462f Nr. 3810. ‒ MBW.T 15.
Datierung:
Datum: Die wörtlichen Übereinstimmungen mit 4522.1, schon von CR (mit falschen Verweisen) und Krause (wie bei 4522) erkannt, lassen nur die Deutung zu, daß 4522f verschiedene Fassungen desjenigen Briefes sind, mit dem M. auf G.s Dank für die Weihnachtspredigten 1546 (⇨ 4499f) antwortet. Höchst aufschlußreich sind die Unterschiede: 4523.1 ist gegenüber 4522.1 theologisch und literarisch angereichert, wogegen die konkreten Bezüge und scharfen Urteile von 4522.2 in 4523 durch allgemeine Wendungen ersetzt sind. 4522.3 fehlt ganz. M. hat also wie bei 4520f einen spontan geschriebenen Brief durch eine vorsichtigere Fassung ersetzt.

Normdaten
Personen:

Georg von Anhalt: http://d-nb.info/gnd/118716891

Hessus, Eobanus: http://d-nb.info/gnd/118704249

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485