Melanchthons Briefwechsel

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Martin Luther, Justus Jonas, Johannes Bugenhagen, Caspar Cruciger und M.: Gutachten [für Kf. Johann Friedrich von Sachsen]. Dt. - [Wittenberg, 18. Januar 1540]

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Über Kompromißverhandlungen in der Religionsfrage.

[0] Die Verwerflichkeit von Schismen (Ausspruch des [Eb. Matthäus von] Salzburg [beim Reichstag 1530] in Augsburg) erfordert Gewißheit über die eigene Position, damit auch die namentlich gegen die Prediger gerichteten Vorwürfe zu ertragen sind angesichts geringer Hoffnung auf ein Einlenken des Kaisers und der Bischöfe.

[1] Über die Lehre.

[1.1] Voraussetzung für eine Einigung ist die Annahme der evangelischen Lehre. Neue Artikel sollen nicht formuliert werden, sondern CA und Apologie [⇨ 1148] können auf Anfrage erläutert werden (Hinweis auf [Luthers] Galaterkommentar [von 1535: WA 40/1 und 40/2, 1-184]; Erinnerung an [den Reichstag 1530] in Augsburg).

[1.2] Voraussichtliche Diskussionsthemen: Glaubensgerechtigkeit sola fide; Verdienst; Sünde der Heiligen; Kirchenbegriff; Buße (Nennung der Sünden und Genugtuung); Speisegebote (Meißnisches Buch [⇨ 2225]); Heiligenkult (Einfluß [Georg] Witzels auf Rom [⇨ 2175.6] und Paris [⇨ 1613.2]); Klostergelübde; Fegfeuer.

[1.3] Zurückweisung der Skepsis.

[2] Über nötige äußere Dinge.

[2.1] Aufzählung.

[2.2] Ablehnung der Privatmesse (extra usum; applicatio; Opfer) und

[2.3] Zurückweisung ihrer Interpretation als Gedächtnis und Danksagung,

[2.4] der Interpretation des Heiligenkultes und des Kelchentzugs.

[3] Über Adiaphora.

[3.1] Verhandlungen hierüber sind nur möglich, wenn die Bischöfe zuvor die Verfolgung der Evangelischen einstellen, was auch Bf. [Christoph] von Augsburg für unwahrscheinlich hält. Weltliche Friedensverhandlungen sind dennoch möglich.

[3.2] Die Anerkennung des Papstes ist ausgeschlossen, weil er Zugeständnisse allenfalls für Deutschland, nicht für andere Nationen machen wird (Kontakte mit Italienern erwähnt [⇨ 2135]), weil seine iure divino postulierte Herrschaft antichristlich und auch seine weltliche Herrschaft tyrannisch ist.

[3.3] Wenn die deutschen Bischöfe und [katholischen] Fürsten wie [Kf. Ludwig] von der Pfalz, [Hzz. Wilhelm und Ludwig] von Bayern, [Ehz. Ferdinand] von Österreich die [evangelische] Lehre und nötigen Zeremonien [§ 1 und § 2] annehmen, kann man Zugeständnisse machen bezüglich Gesänge bei der Kommunion, Privatabsolution, tägliche Gottesdienste, Feste, Heiligenfeste, Fasten.

[3.4] Das Zugeständnis der Jurisdiktion wird aber selbst dann bei [protestantischen] großen Städten und einigen Fürsten auf Schwierigkeiten stoßen. Da aber für Ordination, Visitation und Ehegerichtsbarkeit gesorgt werden muß, könnte dies durch evangelische Bischöfe und Domkapitel geschehen, doch unter Mitwirkung von Vertretern der weltlichen Obrigkeit und Beachtung der gemeindlichen Belange. Wenn die Bischöfe darauf nicht eingehen, wird sich die [reformatorische] Ordination durchsetzen.

[4] Über Klöster. Austritt erwünscht, doch Bleiben bei Annahme der evangelischen Zeremonien erlaubt, keine Neueintritte. Vorbehalte gegen Klosterschulen.

[5] Schluß. [Nachfolgende Unterzeichner:] Friedrich Myconius, Nikolaus von Amsdorf, Erasmus Sarcerius, Johannes Timan, Nikolaus Scheubel, Balthasar Raid, Martin Bucer, Antonius Corvinus, Johannes Kymeus.