[0] Die erwähnten Akten über den [Breslauer Abendmahls]streit sind nicht eingetroffen. Doch ist M. durch Adam [Cureus, ⇨ 9014] u. a. unterrichtet [⇨ 9012.2]. Er rät:
[1] Die Prediger und Lehrer dürfen keinen Streit öffentlich austragen, sondern müssen ihre Streitfragen dem Stadtrat oder den Kirchenpflegern schriftlich vorlegen; dann können auch auswärtige Gutachten eingeholt werden. Dieses Verfahren bewährte sich in Nürnberg gegen [Andreas] Osiander, wobei Luther und die anderen [Wittenberger] Professoren Gutachten erstellten [⇨ 1814].
[2] Wer sich nicht an die vereinbarten Formulierungen hält, ist auszuweisen. M. bleibt bei der Formel des Examen ordinandorum [⇨ 8996.5]. Die Erde aufzukratzen, wenn [Abendmahlswein] heruntertropft, wie [Erasmus] Sarcerius fordert, ist unnötig. Denn außerhalb des einsetzungsgemäßen Vollzugs gibt es kein Sakrament. Diesen Grundsatz hieß Luther vor 20 Jahren gegen Wenzeslaus Linck u. a. gut [⇨ 2009]. M. distanziert sich von der papistischen Frage nach dem Fressen der Maus [⇨ 8543.9.1] und von der Ubiquitätslehre des [Joachim] Westphal und lehnt Leonhard Stöckels Forderung, sich mit diesem zu verbünden, ab.
[3] Gelingt es nicht, den Unruhestifter [Johannes Praetorius] zu entfernen, so sollen sich die anderen zurückhalten. Wer die Regel von der Aktualpräsenz nicht beachtet, stärkt die papistische Abgötterei. M. erinnert an das Wormser Gutachten für Ansbach [8340]. Er verlangt das Studium der Kirchenväter [⇨ 8900] und warnt vor Textverfälschungen. Eine vielzitierte Theophylakt-Stelle über die Transsubstantiation lautet im Codex der Hassensteinschen Bibliothek anders [⇨ 5861.1; MBW.T 2, 394 Nr. 442 Q 19].
[4] Die Obrigkeit soll den für die Kirche, auch in Frankreich, Italien, möglicherweise England, verheerenden Abendmahlsstreit zügeln. Segenswunsch.
