M. an Joachim Camerarius [in Leipzig]. - [Wittenberg, 19. März 1559]

[1] Als M. morgens aus [Leipzig] abreiste, sagte ihm [Oswald] Lasan, er wolle einen Brief an seinen Sohn [Bartholomäus] in Frankreich dem C. geben, damit er von dem jetzt nach Augsburg heimkehrenden Hausgenossen M.s [Johann] Hektor [Mair] befördert wird.

[2] C. soll gelegentlich das von M. liegengelassene Teilmanuskript der Proverbienübersetzung des Stephan [Reich] schicken. Der notleidende Autor hat eine Anzahlung erhalten, obwohl der Druck noch nicht begonnen wurde.

Fundort:
Cam. 715; vgl. Druffel (1876), 509; Cod. II, 444.
Datierung:
Datum: Riccius verlor sein Pfarramt in Kahla im April 1558, Anfang 1559 erhielt er die Ausweisung aus dem ernestinischen Sachsen (⇨ 8832.2), im Herbst 1559 wurde er Pfarrer von Osterfeld (Kreis Zeitz), das dem Domstift Naumburg gehörte; vgl. R. Herrmann, Magister Stephan Reich (Riccius): Luther in Thüringen, hrsg. v. R. Jauernig (1952), 207-212. Der junge Lasan studierte von nach Januar 1557 bis vor Februar 1560 in Frankreich (⇨ 8098.2; ⇨ 9220f). M. war auch in dieser Zeit oft in Leipzig. Wenn aber ein Brief des in Leipzig lebenden Vaters Lasan nach Frankreich über Augsburg geschickt werden sollte, so ist dies besonders einleuchtend, wenn in Augsburg ein Reichstag abgehalten wurde, bei dem auch Beobachter aus Frankreich anwesend waren. Doch ist dies für sich genommen kein zwingendes Indiz. Gestützt wird es durch ein zweites, nämlich daß der Überbringer unmittelbar nach M.s Heimkehr aus Wittenberg abreiste. In der Woche nach Judica 1559 prüfte M. wie gewöhnlich mit C. die Leipziger Stipendiaten (⇨ 8903.1); am Sonntag Judica, dem 12. März 1559, war er nicht in Wittenberg (Cod. Guelf. 949 Nov., f. 297v). Am Palmsonntag, dem 19., schrieb er aus Wittenberg mehrere Briefe, darunter einen nach Augsburg, dessen Überbringer nicht mit Namen genannt ist (8893). Mit Sicherheit wäre es derselbe wie in 8892, wenn sich erweisen ließe, daß M.s Hausgenosse Hektor verwaist war. Der einzige Hektor aus Augsburg in der Wittenberger Matrikel ist der am 20. November 1553 eingeschriebene Johann Hektor Mair (Album 287b). Er muß nicht die ganze Zeit bis März 1559 in Wittenberg studiert haben, zumal er dort offenbar keinen akademischen Grad erlangt hat. In 8892 wird er als adolescens bezeichnet, in 8893 zwar als vir und eruditus; da er aber immer noch einen Vormund hatte, war auch die Bezeichnung adolescens angemessen. In 8893 hatte M. allen Grund, seine Reife zu betonen. Daß M. am 22. März dem C. über die Heimreise berichtete (8901), schließt nicht aus, daß er unmittelbar nach der Rückkehr den eiligen und rein technischen Brief 8892 geschrieben hat.

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