M. an Christoph Friedrich [in Gottesgab]. - [Wittenberg], 23. April [1555]

M. tröstet den vertriebenen F. durch Hinweis auf ähnliche Erfahrungen in der Geschichte der Kirche und auf den Sohn Gottes und bietet seine Hilfe an.

Fundort:
CR 7, 388 Nr. 4520.
Datierung:
Jahr: In der Edition von Cyriacus Spangenberg [H *354] lautet die Adresse: „Philip. Melanth. Christophoro Frid. S. D.“. Der Punkt nach „Frid“ bezeichnet eindeutig eine Abkürzung und wurde von CR und Hammer zu Unrecht weggelassen. Gemeint ist „Fridericus“. Die Angabe von P. Flemming: ThStKr 85 (1912), 604 Nr. 4520 [H 3118], in der Gothaer Abschrift B 188, Nr. 39, sei der Brief an Georg Ficinus gerichtet, ist nicht richtig. Dort steht kein Adressat; Ficinus gilt nur für die Nr. 37. Mit dem Adressaten ist auch das Datum gewonnen. M.s Schüler F. wurde in Joachimsthal 1544 Lehrer, 1546 Diaconus (⇨ 4317; Loesche, Mathesius 1, 183). Als solcher ist er noch 1549 bezeugt (ebd. 1, 287f Anm. 7). Im August 1555 war er stellenlos; offenbar hielt er sich in Wittenberg auf (⇨ 7560; ⇨ 7564.2). Hier erwarb er am 27. Februar 1556 als vierter von 37 Kandidaten den Magistergrad, wobei ihm die Gebühren erlassen wurden (Köstlin 1891, S. 17). M. versuchte, ihn in der Pfalz unterzubringen (⇨ 7726). Doch im gleichen Jahr wurde er Bergprediger in Annaberg; vgl. H. Volz: ARG 24 (1927), 307f Anm. 8; Grünberg 1, 13; 2, 204. Von Vertreibung evangelischer Geistlicher in Ungarn ist im März 1554 die Rede (7103.3; 7132.3; 7136.1). Im Juni desselben Jahres wußte M., daß die Verfolgung der Lutheraner in Ungarn von Kg. Ferdinand unterbunden worden sei (7209.3.1). Im November 1554 hat M. erste Nachrichten von der beginnenden Gegenreformation in den Ländern der böhmischen Krone (⇨ 7338.2). Am 21. April 1555 war dann ein aus Böhmen vertriebener Geistlicher bei M. (⇨ 7473.1). Der Trostbrief an den ebenfalls vertriebenen F. ist zweifellos in diesem Jahr 1555 geschrieben. Joachimsthal blieb damals unbehelligt (ebd.). Wenn F. als Vertriebener erscheint, so ist dies ein Beweis dafür, daß er seine Joachimsthaler Stelle, wo er Untergebener des Pfarrers Mathesius war, nach 1549 aufgegeben hat, um irgendwo in Böhmen eine Pfarrei zu übernehmen. Zu den Kollegen des Mathesius in 7151 gehörte also der von H. Volz: ARG 29 (1932), 270 Anm. 23 aufgeführte Christoph Friedrich nicht mehr. Aus seiner Pfarrei wurde er wohl nicht lange vor dem 23. April 1555 vertrieben. Am gleichen Tag wie an F. schrieb M., das Thema ,Exil' variierend, auch an Caspar Eberhard (7475), der Pfarrer in Gottesgab war, zuvor aber von 1545 bis 1554 als Lehrer und Rektor in Joachimsthal gewirkt hatte (Volz l. c. 100 Anm. 3). F. kannte ihn also gut. Es ist zu vermuten, daß er sich nach seiner Vertreibung zu ihm begab. Auf M.s Brief hin kam er nach Wittenberg, wo er sich weiter qualifizierte und dann alsbald ein angemessenes Amt erhielt.

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