M. an Joachim Moller [in Celle]. - [Wittenberg, 27. Oktober] 1549

[1] Das zugesandte Schriftstück ist die [Declaratio] des [Kf. Joachim II.] von Brandenburg [⇨ 5435], der trotz Absprache mit Kf. [Moritz von Sachsen, ⇨ 5385] eine eigene Formel verordnete, die mehr läppische Zeremonien enthält als im [albertinischen] Sachsen üblich, wo zudem noch nichts verändert wurde.

[2] Die von [Johannes Bugenhagen] in einem Brief an Mo.s Vater [Joachim Moller d. Ä.] erwähnte Agende des [Fürsten Georg] von Anhalt u. a. [⇨ 5473] wird nicht veröffentlicht werden. Sie enthält die in Leipzig üblichen Riten, wo es mehr als in [Wittenberg] gibt.

[3] Publiziert wurde am [kursächsischen] Hof das beiliegende Schriftstück [bei ⇨ 5588], das weniger Zeremonien enthält als das märkische. M. war gegen Neuerungen, weil das Volk gleich das Evangelium gefährdet sieht; aber die Höfe meinen, mit Willfährigkeit gegenüber dem Kaiser die Entsendung eines Heeres mit Folgen wie in Schwaben [⇨ 5419f u. ö.; ⇨ 5595.2.1] zu verhindern. Man muß um Notwendiges wie reine Lehre, Abendmahl, Messe kämpfen. Um Feste, Gesänge u. dgl. hat M. auch früher nie gestritten, und er mißbilligt, daß manche gar keine Ordnung wollen.

[4] M. trat schon vor Jahren für eine weitgehende Vereinheitlichung der evangelischen Riten ein. Ursache der gegenwärtigen Not ist die Frage der Wandlung des Brotes, wodurch die Messe gestützt wird. Mit Rücksicht auf Anfeindungen aus den eigenen Reihen erörterte M. im Gegensatz zu den anderen Lehrstücken diese Frage nicht ausführlich, sondern beschränkte sich auf den Grundsatz, daß nichts außerhalb der eingesetzten Handlung Sakrament ist, worüber sich [Johannes] Eck auf dem Regensburger Reichstag [⇨ 2754.2.7; ⇨ 3181.2; ⇨ 3443.1] erregte. M. wünscht Eintracht und Unterstützung aus den eigenen Reihen.

[5] Er rät, Beratungen über die Kirchenfragen aufzuschieben, wenn ein Reichstag bevorsteht oder [Hz. Heinrich] von Braunschweig[-Wolfenbüttel] einen Krieg in Niedersachsen beginnt. M. möchte mit Mo. vertraulich reden.

[6] Gestern traf die Nachricht ein, der Kaiser ziehe nach Speyer, wo er einen Reichstag über das Augsburger [Interim] nach Straßburg einberufen werde.

[7] Soeben schickt [Justus] Jonas einen Bericht über Erfurt. M. glaubt, daß dem Kaiser mehr an den rheinischen Bischöfen als an Niedersachsen liegt. Italien und Frankreich sind wegen Schweizer Schriften unruhig.

Fundort:
CR 7, 456-458 Nr. 4587 (Z. 6: hanc; Z. 34 autem: antea; Z. 40: pachymerésteron; 458 Z. 35: scripsissem). ‒ MBW.T 20.
Datierung:
Datum: 5664 ist offensichtlich die in 5663.2 erwähnte Antwort über die von Mo. an M. gesandte ‚pagella‛. Wegen § 6 in die Nähe von 5649 zu gehen, wäre nicht angebracht, denn dort ist nur die Reise nach Speyer erwähnt, während in 5664.6 am Tag davor die zusätzliche Information eines Reichstags in Straßburg eingetroffen war (die alsbald widerrufen wurde, ⇨ 5666.3). Auch ist durch 5663.3 eine längere Pause im Briefwechsel M.s mit Mo. bezeugt.

Normdaten
Personen:

Bugenhagen, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118517287

Eck, Johannes: http://d-nb.info/gnd/11852870X

Georg von Anhalt: http://d-nb.info/gnd/118716891

Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel: http://d-nb.info/gnd/119024918

Joachim II. von Brandenburg: http://d-nb.info/gnd/118557556

Jonas, Justus: http://d-nb.info/gnd/118712926

Karl V., Kaiser: http://d-nb.info/gnd/118560093

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Moller, Joachim: http://d-nb.info/gnd/138412006

Moller, Joachim d. Ä.: http://d-nb.info/gnd/142927597

Moritz von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118584138