Melanchthons
Briefwechsel

M. an Fürst Georg von Anhalt [in Merseburg]. - [Wittenberg], 10. Juni 1549

5545

[1] M. schickt eine Rede über 1 Tim 4, 12 [CR 11, 841-848 Nr. 106], nicht wissend, ob sie [auf der Synode G.s] vorgetragen wird [→Koehn Nr. 151].

[2] Eine Antwort auf die Grimmaer Verhandlungspunkte [⇨ 5516] hat M. noch nicht verfaßt, da ihn Steinschmerzen plagten und die Torgauer Angelegenheit [⇨ 5559] dazwischen kam: Gabriel [Zwilling] und [Michael Schultes] bezeichneten das Tragen des Chorrocks als Götzendienst. Solche Starrköpfigkeit wird nach Erlaß von Gesetzen [⇨ 5588] die Unruhe vergrößern. M. würde lieber ins Exil gehen als mit solchen Leuten streiten. Der Hof sollte mit der Publikation dieser Gesetze zurückhaltend sein [⇨ 5561].

[3] Auf Befehl des türkischen Sultans [Suleiman] und auf Betreiben eines polnischen Gesandten [NN] wollen viele ungarische Magnaten den Sohn [Johann Sigismund] des Johannes [Zápolya] krönen. Kg. Ferdinand wird dadurch von seinen [Rekatholisierungs]plänen in Schlesien abgelenkt.

[4] Hz. Franz von [Braunschweig-]Lüneburg[-Gifhorn] schrieb, daß das in Niedersachsen geworbene Heer für England bestimmt ist.

[5] In Schwaben sind die Gemeinden verödet.

[6] M. dankt für Bier, das ihm aber jetzt nicht bekommt.

[7] Er schickt den Anfang eines für seine [Enkel]tochter [Katharina Sabinus] verfaßten Katechismus [Suppl. 5/1, 342-361 deutsch] und stellt eine ausführlichere Bearbeitung in den [deutschen] Loci [CR 22, 22-636] in Aussicht.

5573
Fundort:
CR 7, 416f Nr. 4545. ‒ MBW.T 19.
Datierung:
Zu § 7 vgl. F. Cohrs: ThStKr 85 (1912), 509-516 [H 3117]. Die von Cohrs l. c. S. 515 und Suppl. 5/1, XLIX vorgeschlagene Deutung von „initium Catechismi“ als „Anfangskatechismus“ ist sprachlich unmöglich. M. schickte also nicht den kurzen deutschen Katechismus Suppl. 5/1, 362-369 (vgl. 421-485), sondern den unvollendet gebliebenen anspruchsvolleren, von dem Georg Rörer überliefert, er sei für eine Enkelin Sabinus verfaßt (Suppl. 5/1, XLVII), was Cohrs (l. c. XLVIIIf) für ein Mißverständnis Rörers hält, u. E. zu Unrecht. Die ‚filiola‛ dürfte die 1539 geborene zweite Enkelin sein, die bei M. aufgewachsen ist (⇨ 3578.1; ⇨ 5535.1). Daß der Katechismus unvollendet blieb, könnte darin seinen Grund haben, daß er für das Kind tatsächlich zu schwierig war.
Normdaten
Personen:

Ferdinand: http://d-nb.info/gnd/118532502

Franz von Braunschweig-Lüneburg: http://d-nb.info/gnd/118692895

Georg von Anhalt: http://d-nb.info/gnd/118716891

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Rörer, Georg: http://d-nb.info/gnd/100256236

Sabinus, Katharina: http://d-nb.info/gnd/1168945070

Schultes, Michael: http://d-nb.info/gnd/121004775

Suleiman, Sultan: http://d-nb.info/gnd/118619993

Zápolya, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118712330

Zwilling, Gabriel: http://d-nb.info/gnd/129600601

Orte:

Merseburg: http://www.geonames.org/2871736

Wittenberg: http://www.geonames.org/8692920