M. an Thomas Matthias [in Berlin].
- [Wittenberg, 17. September 1548]
[1] Der lobende Brief des Kanzlers [Johannes Weinlaub] hat M. erfreut und getröstet. Er läßt ihm dafür danken.
[2] Im Gegensatz zu seinem Feind [Johannes Agricola] hat M. in den letzten zwanzig Jahren kein neues Dogma aufgebracht, sondern war bestrebt, Notwendiges zu erhellen. Er hofft, zum Verständnis der Lehre und zur Eintracht der Kirchen beigetragen zu haben.
[3] Wie M. hört, sollen Schriften gegen ihn publiziert werden. Vielleicht muß er um der Kirche willen dagegen antworten.
[4] Grüße an [Christian] Matthias und an [Hieronymus Schwolle].
Fundort:
Abschriften: Hamburg SUB, Sup. ep. (4o) 48, f. 118v, und (4o) 60, f. 127r-128r.
‒ MBW.T 18.
Datierung:
Datum: Der Zeitraum von zwanzig Jahren, der Vorwurf absurder Dogmen und der Aufenthaltsort des Adressaten Berlin bzw. Cölln an der Spree stellen sicher, daß mit M.s Feind Agricola gemeint ist, dessen Antinomismus erstmals 1527 für M. Ärger brachte (⇨ 634), und der ihn am 5. August 1548 in der Predigt angriff (⇨ 5249). Daß dieser auch ein Buch gegen ihn publizieren wolle, erwähnt M. am 17. und 18. September 1548 (5299.2; 5301.1); viel früher dürfte er dies nicht erfahren haben. Am 17. September und am 1. Oktober erwägt er, darauf zu antworten (5299.2; 5310.3). In diese Zeit also gehört auch 5300, wobei der 22. bis 28. September wegen M.s Abwesenheit aus Wittenberg ausscheiden (bei ⇨ 5308). Der Gruß an Weinlaub am 3. Oktober scheint ein Nachklang des Dankes von 5300 zu sein. Da 5299 ähnliche Reflexionen über Agricola und M. enthält, ist 5300 mit großer Wahrscheinlichkeit am gleichen Tag als erste Reaktion auf das zu erwartende Buch geschrieben.
Nachtrag:
§ 2 zu berichtigen: ... hat M. in den letzten dreißig (nicht: zwanzig) Jahren ...
