M. an Justus Jonas [in Naumburg]. - [Wittenberg], 9. Juni [1536]

[1] Der Brief von J.s Schwager [Johannes Freder] an J. hat M. betrübt. Die Lieblosigkeit von dessen Vater [Hermann Freder] bestätigt wieder einmal M.s Urteil über die [Pommern]. M. mißbilligt auch den Versuch, jenem seinen Schüler [Johann Riedesel d. J., ⇨ 1753.1] zu nehmen,

[2] und erzählt, daß Frau [Katharina Luther] neulich von ihm verlangt habe, den [Johannes Saxo] Holstenius zu protegieren, der sich beklagt habe, M. benachteilige die Niedersachsen zugunsten seiner [oberdeutschen] Landsleute. M. war empört und stellte ihn zur Rede. Ihm ist dieser Vorfall ein Symptom für die mehrfach beobachtete Feindschaft gegen ihn, und er würde am liebsten weggehen. Darüber bald wieder mündlich [⇨ 1768.2 mit ⇨ 1769].

[3] M. wird sich um [Freders] Fall kümmern [⇨ 1753.1] und sich nicht hindern lassen, J.s Freunden zu helfen.

Fundort:
CR 5, 410 Nr. 2957 (Z. 3 moneor: moveor; incommodis). ‒ MBW.T 7.
Datierung:
Jahr: Der Schüler, der dem Schwager des J. abspenstig gemacht werden soll, ist offenbar derselbe wie in Brief 1753.1, der demnach doch erst am 10. oder vielleicht etwas später abgegangen sein dürfte. Freder war mit Anna Falcke, einer Verwandten von J.s Frau Katharina Falcke, verheiratet; vgl. Kawerau, Jonas-BW 1, 401 Nr. 509; 2, 98-100 Nr. 679. Luthers Hausgenosse Saxo, über den der M.-Schüler Hieronymus Besold später äußerst abfällig urteilte (an Veit Dietrich, 25. 4. 1543: Kawerau, Jonas-BW 2, 101 Nr. 681), erlangte in Wittenberg erst 1541 eine Professur (vgl. WAB 7, 581f Anm. 9). Für die 1536 anstehende Besetzung der Professur am Pädagogium nominierte M. als Dekan des Wintersemesters 1536/37 widerwillig vier Kandidaten (⇨ 1802.2), und zwar je zwei Ober- und Niederdeutsche. Er setzte sich betont für Saxo ein, doch mit der Begründung, daß nun ein Niedersachse an der Reihe sei, offensichtlich das Ergebnis von Katharina Luthers Einsatz für ihren Kostgänger. Bei der Wahl enthielt sich M. der Stimme (⇨ 1802.2). Die Stelle bekam der Franke Johannes Marcellus, ein Schützling M.s. Dies alles wie auch die geplante, aber dann verschobene Reise stellen sicher, daß MBW 1752a ins Jahr 1536 gehört. Die von M. hier schon empfundene Feindschaft einiger Leute führte bald danach zum offenen Konflikt (⇨ 1802).

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