Nikolaus Gallus an M. [in Wittenberg]. - [Regensburg], 9. November 1556

[1] Die Sehnsucht nach Eintracht in der Kirche, G.s Verehrung für M. und der [Regensburger] Reichstag bewegten G. zu diesem Brief.

[2] Der Streit geht um

[2.1] M.s nachgiebige Ratschläge zum Augsburger [Interim] des Kaisers,

[2.2] die Veränderung von Dogmen im Sinne des [Interims],

[2.3] [Georg] Maiors These von der Heilsnotwendigkeit guter Werke und die Frage des freien Willens. G. möchte eine öffentliche Auseinandersetzung vermeiden.

[3] G. weist den Vorwurf zurück, er vertrete den stoischen Schicksalsglauben, menge die Prädestination mit ein und bestreite die Willensfreiheit im bürgerlichen Bereich und in der Heiligung. Es geht ihm nur um die Bekehrung und Wiedergeburt.

[4] G. kritisiert die Definition des freien Willens in M.s Loci [⇨ 7730.2] und vergleicht sie mit denen von Erasmus [von Rotterdam] und [Petrus] Lombardus. Luther lehrte anders.

[5] G.s eigene Willenslehre.

[6] Über die Abendmahlslehre. M. wurde als Gegner der Realpräsenz verdächtigt. G. druckte deshalb vor drei Jahren M.s »Sententiae veterum« nach [H 126a]. Jetzt bestätigt [Johannes] Calvin den Verdacht [⇨ 7424.3].

[7] M. soll zur CA zurückkehren. G. will in der Form entgegenkommen, damit die Versöhnung beider Parteien möglich wird.

[8] Belege zu den Ausführungen über den freien Willen.

Fundort:
CR 8, 895-902 Nr. 6113 (895 Z. 6 v. u. nolui: volui; 896 Z. 5 v. u.: propria cj.).

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