Kf. August von Sachsen an die Universität Leipzig und an M. in Wittenberg. Vf. Hieronymus Kiesewetter. Dt. - [Dresden, 31. (oder 8.)] Juli 1556

[1] Der Kf. bestätigt den Eingang des Berichts über die Prüfung der Stipendiaten und M.s Verzeichnis. Die darin genannten Begabten und Fleißigen sollen ihr Studium fortsetzen, die bereits zum Predigen Geeigneten sich üben und dazu von den Adressaten durch ihren Aufseher Laurentius [Rulich] ermahnt werden.

[2] Die Studierfähigen aus den Schulen in Meißen, Grimma und Pforta und die Schulanwärter werden durch die Landesfremden und Untüchtigen aufgehalten. Deshalb sollen ihnen der Rektor [Andreas Knauer] und der Präzeptor Laurentius [Rulich, ⇨ 7626.3] die Stipendien zum 14. September kündigen.

[3] Nach der Visitation der drei Schulen sollen die zum Studium der Theologie an der Universität Leipzig Geeigneten benannt werden. Sie sollen die Entlassenen ersetzen; an den Schulen sollen die jüngst vertrösteten Anwärter nachrücken.

[4] Freie Stipendiatenstellen sind nur mit Schülern der drei Schulen zu besetzen, die jeweils nach der Schulvisitation vorgeschlagen werden. Diesmal wird hingenommen, daß Christoph Lange aus Weißensee an die Stelle des Georg Schonbach tritt, obwohl M. einen anderen benannt hat.

[5] Die beiliegenden Befehle zur Mitwirkung bei der Visitation an Dietrich von Starschedel zu Mutzschen für Grimma, Wolf Koller, Amtmann in Eckartsberga, für Pforta und Hans von Schleinitz für Meißen [⇨ 8661] sind mit den jeweiligen Terminen weiterzugeben. Ein Visitationsbericht wird gefordert.

Fundort:
Ausfertigung von Schreiberhand mit eigenhändiger Unterschrift von Kiesewetter: Leipzig UA, Pap. Urk. 1556 VII 31; Regest: P. Zinck (wie bei MBW 7626), 12f. Die Mitteilung dieses Briefes verdanken wir Hans-Peter Hasse (Dresden); vgl. ders. in: Philipp Melanchthon und Leipzig. Beiträge und Katalog zur Ausstellung, Universität Leipzig 1997, S. 59 mit 64 Anm. 27 und 169 Nr. 48.
Datierung:
Datum: Die Tagesbezeichnung war ausgeschrieben, doch durch das Falten des Briefes ist im Laufe der Zeit im Papier ein Loch entstanden, so daß nur noch Anfang und Ende des Wortes zu erkennen sind. Vom Platz her muß es einsilbig sein. Die Buchstabenfolge ‚acht‛ paßt am besten in die Lücke. Links sieht man die Spur einer Rundung, also vielleicht ‚a‛. Rechts könnte man Teile von ‚t‛ und ‚e‛ erahnen. Das ‚ch‛ fällt in dieser Schrift ziemlich voluminös aus. Wenn man nachmißt, füllt ‚achte‛ die Lücke; ‚enn‛ ist erhalten geblieben. Das Ganze könnte also ‚achtenn‛ lauten. M. war am 28. Juni 1556, einem Sonntag, in Wittenberg (⇨ 7871f) und kam wahrscheinlich am 29. nach Leipzig, wo er von 30. Juni bis 1. Juli nachweisbar ist (⇨ 7873f; ⇨ 7879f). Am 2. Juli wird mit seiner Rückkehr gerechnet (7875.3). Den Bericht, auf den die Räte in dem neu gefundenen Schreiben antworten, hat er wahrscheinlich noch in Leipzig geschrieben. Die Antwort des Hofes kann am 8. Juli, dem Mittwoch der folgenden Woche, fertig geworden sein. Eine zweite Möglichkeit ist, den anlautenden Bogen als ‚l‛ zu deuten. Das zerstörte Wort wäre damit als ‚letztenn‛ zu lesen. Dies ist paläographisch noch einleuchtender. Außerdem bot eine wegen Kriegsverlust heute nicht mehr verfügbare Abschrift im Universitätsarchiv, Copiale magnum II, f. 16v-17r, das Datum des 31. Juli 1556. In diesem Fall wäre die Antwort des Kf. sehr spät erfolgt.

Normdaten
Personen:

August von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/119458446

Kiesewetter, Hieronymus: http://d-nb.info/gnd/1141096986

Knauer, Andreas: http://d-nb.info/gnd/124982549

Koller, Wolf: http://d-nb.info/gnd/142031607

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Rulich, Laurentius: http://d-nb.info/gnd/120257343

Schleinitz, Hans von: http://d-nb.info/gnd/142054135

Starschedel, Dietrich von: http://d-nb.info/gnd/104372729