Bericht über den Speyrer Reichstag:
[1] Die Proposition [⇨ 760.1] verlangte die Abschaffung des ersten Speyrer Abschieds und die strikte Durchführung des Wormser Edikts. Dies trieb die meisten Städte zu [Kf. Johann] von Sachsen und Lgf. [Philipp von Hessen]. Im Fürstenrat forderte darauf der Kf. von Sachsen die Milderung des Wormser Edikts, dessen Friedensfeindlichkeit schon auf dem Nürnberger [⇨ 271] und dem [ersten] Speyrer Reichstag festgestellt worden sei.
[2] Nach langem Streit wurden Artikel [Abschiedsentwurf, ⇨ 772.1] verfaßt über das Konzil und den Geltungsbereich des Wormser Edikts, über die zwinglianische Lehre, Wiedertäufer, Messe und die Jurisdiktion der Bischöfe.
[3] [Kf. Johann] von Sachsen verlangte Änderungen,
[4] ebenso die Städte, was der Reichstag bewilligte. Weil aber die eine Seite die Zwinglianer nicht verurteilen wollte und die andere dann zu keiner Milderung der Artikel bereit war, kam es zu keiner Einigung. Auch wollten sich die [Lutheraner] nicht von Straßburg trennen.
[5] Die Artikel wurden mit Ausnahme des Artikels von der bischöflichen Jurisdiktion ratifiziert. Die [evangelischen Fürsten] setzten die inzwischen gedruckte Protestation [RTA 7/2, 1273-1288 Nr. 143] dagegen, der sich einige Städte anschlossen.
[6] Eine vermittelnde Interpretation der Artikel durch Mgf. [Philipp] von Baden und [Hz.] Heinrich von Braunschweig-[Wolfenbüttel], welche das Abrücken von den Straßburgern bewirkte, wurde von Kg. [Ferdinand] nicht angenommen. Doch wurde die gegenseitige Friedenswahrung verbrieft [RTA 7/2, 1342f Nr. 164].
[7] Diesen Bericht soll R. geheimhalten. Der Reichstag hat M. großen Kummer verursacht. Er bedauert die Nachgiebigkeit gegenüber Straßburg und arbeitet schon an einer Schrift gegen die Lehre der Zwinglianer [⇨ 800.2]. M. hält den zweiten Speyrer Abschied [⇨ 782.2] für günstiger als den ersten.