Melanchthons
Briefwechsel

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Die Geistlichen der Stadt Hamburg [Johannes Aepinus, Joachim Francke, Joachim Westphal, Johannes Garcaeus d. Ä.; Paul von Eitzen, Servatius Eggerdes, Tilemann Epping, Johannes Högelke, Alexander Meppen, Georg Tappius] an Johannes Bugenhagen, M., Georg Maior und die übrigen Theologieprofessoren in Wittenberg. - Hamburg, 3. April 1549

[1.1] Vff. erbitten von den Nachfolgern Luthers eine klare Stellungnahme im Streit um die Adiaphora, da verderbliche Änderungen, durch die das Papsttum wieder eingeführt werden soll, als Adiaphora ausgegeben und mit der Autorität der Wittenberger gedeckt werden.

[1.2] Vff. wissen, daß die Wittenberger an der Lehre festhalten. Die CA ist unumstritten. Doch über die Adiaphora gehen die Ansichten auseinander.

[1.3] Zu der Meinung, es sei besser, Knechtschaft in Adiaphoris zu erdulden, als die Gemeinden zu verlassen, bedarf es einer Erläuterung der Adiaphora. Wohlmeinende interpretieren zwar die Wittenberger nach ihren Schriften, nach der CA, den Schmalkaldischen Artikeln, dem Brief an die Nürnberger Pastoren [5409] u. a.

[1.4] Andere argwöhnen eine Änderung der früheren Meinung. Johannes Agricola behauptet sogar in einem umlaufenden Brief, die [kur]sächsischen und Wittenberger Theologen hätten dem Augsburger [Interim] des Kaisers zugestimmt und auch den gereinigten [Meß]kanon angenommen, und er zitiert [M. an Hieronymus Schwolle: 5400.1] und die Jüterboger Artikel [⇨ 5398.1.2]. Jene stützen mit Äußerungen der Wittenberger ihre Irrlehren.

[1.5] Vff. bitten um die Publikation einer Abhandlung über die Adiaphora, denn das Interim und seine Propagandisten haben Unsicherheit hervorgerufen,

[1.6] und wer die Änderungen in seiner Gemeinde ablehnt, wird schwer angegriffen.

[2.1] Vff. zählen auf, was sie unter Adiaphora verstehen.

[2.2] Eine Ordnung dieser Adiaphora durch den Kaiser ist annehmbar.

[2.3] Vff. nennen Bräuche, die keine Adiaphora sind.

[2.4] Hier verlassen Pfarrer mit Recht die Gemeinden, um nicht die Rückkehr des Greuels zu begünstigen.

[2.5] Es ist besser, Geistliche verlassen ihr Amt, als falsche Adiaphora einzuführen, die sie selbst getadelt haben.

[3.1] Eindeutig gottlose Dinge, die als Adiaphora ausgegeben werden.

[3.2] Verschlagene Vermittler wollen unter der Bezeichnung Adiaphora alle gottlosen Bräuche des Papsttums wieder einführen, z. B. im Abschied von Jüterbog [⇨ 5398.1.2].

[3.3] Da die Gegner die völlige Wiederherstellung des Papsttums anstreben, sollen sich die Pfarrer zu überhaupt keiner Änderung herbeilassen.

[3.4] Adiaphora im Sinne der Höfe und Johannes Agricolas ebnen dem Gegner den Weg. Vff. fordern Freiheit in Adiaphoris.

[3.5] Die Vereinheitlichung wirklicher Adiaphora zur Förderung der evangelischen Eintracht wäre zu wünschen. Gegenwärtig würde sie aber dem Interim Vorschub leisten. Die Gegner sollen ihre Abgötterei allein aufrichten.

[4.1] Da überall ausgestreut wird, die Wittenberger würden Adiaphora im Sinne der Höfe und Agricolas anerkennen, bitten die Vff. um eine öffentliche Stellungnahme, damit die drohende Spaltung der evangelischen Kirchen abgewendet wird.

[4.2] Bitte um Beistand Gottes.

[4.3] Vff. ersuchen um eine vorläufige kurze Antwort.