Hieronymus Baumgartner an M. [in Wittenberg]. - [Nürnberg, nach 26. September 1548]

[1] Nachdem B. gehört hatte, sein Brief an Johannes Agricola [⇨ 5239.2] sei in Wittenberg übel aufgenommen worden, und eine Belastung seiner Freundschaft mit M. befürchtete, ist er glücklich über M.s freundlichen Brief [5294].

[2] B. kann allerdings die Aufregung nicht verstehen, denn er hat Agricola nur in amtlichem Auftrag dafür gedankt, daß dieser im Namen des [Kf. Joachim II. von Brandenburg] Erleichterungen [bezüglich des Interims] in Aussicht gestellt hatte, und gebeten, die Ergebnisse der geplanten Synode, wozu auch die Wittenberger als zur Diözese Brandenburg gehörend geladen werden sollten, mitzuteilen.

[3] Was B. über [Andreas] Osiander schrieb, wurde allgemein akzeptiert und erregte auch bei ihm keinen Anstoß. Das übrige sind nur höfliche Wünsche.

[4] B. versteht nicht, warum sein Brief hochgespielt wurde.

[5] Er hat sich schon oft den Tod gewünscht und würde gern [mit Epikur] im Verborgenen leben, erfüllt aber seine Pflicht, indem er mäßigend wirkt. Er will die Kirche nicht wegen unnötiger Dinge in Gefahr bringen, aber auch lieber das Äußerste erleiden als etwas Gottloses tun. Mehr zu schreiben wäre gefährlich. Gottvertrauen.

Fundort:
G. Th. Strobel, Beytrag zur Geschichte des Interims ... In: Riederer, Nützliche und angeneme Abhandlungen aus der Kirchen-Bücher- und Gelerten-Geschichte 1 (1768), 116f [H 1336]. ‒ MBW.T 18.
Datierung:
Datum: B. erhielt M.s Brief am 26. September 1548. Es ist anzunehmen, daß er alsbald antwortete. 5326 vom 16. Oktober ist offensichtlich M.s tröstende Replik auf B.s Wunsch nach Privatleben.

Normdaten
Personen:

Agricola, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118501070

Baumgartner, Hieronymus: http://d-nb.info/gnd/116067128

Epikur: http://d-nb.info/gnd/118530585

Joachim II. von Brandenburg: http://d-nb.info/gnd/118557556

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Osiander, Andreas: http://d-nb.info/gnd/118590375