M.: Memorandum an Kf. Moritz von Sachsen. Dt. Pr. 15. 4. 1548 in Augsburg. - [Wittenberg, 10./11. April 1548]

[1] M. warnt vor den Folgen des [Interims].

[2.1] Nachdem M. in [5110] die offensichtlichen Mißbräuche [des Interims] behandelt hatte, dachte er über die Formulierungen über Glauben und Liebe nach und fand, daß der Glaube als Vorbereitung zur Gerechtigkeit verstanden wird, die durch die Liebe und demnach durch Werke erlangt wird.

[2.2] Dies ist nicht die [evangelische] Glaubensgerechtigkeit.

[2.3] Da manches richtig formuliert ist, regt M. eine verbesserte Fassung an [⇨ 5209], was dem Kaiser willkommen sein dürfte.

[2.4] [Michael Heldings] Formulierung, von M. entlarvt, wird von den Pastoren abgelehnt werden.

[3] M.s Memorandum soll dem Kf. [Joachim II.] von Brandenburg, Johannes Agricola, Jakob Sturm, Bucer u. a. zur Kenntnis gebracht werden.

[4] Hauptanstoß (Verweis auf [5110]) sind Seelenmessen und Heiligenanrufung.

[5] M. rechnet mit Ablehnung des Interims durch die Städte und mit Spaltungen, woran er keinesfalls mitwirken möchte. In seinen Schriften befaßte er sich nicht mit Unnötigem und hat manche Streitigkeiten beigelegt. Er warnt den Kf. Moritz.

Fundort:
CR 6, 853-855 Nr. 4201; Regest: Pol. Korr. Moritz 3 (1978), 777f Nr. 1057. ‒ MBW.T 18.
Datierung:
Datum: In Dresden SA, Loc. 10297 Interim Augustanum, sind zwei Ausfertigungen überliefert: f. 180r-183v mit M.s eigenhändiger Unterschrift und den Kanzleivermerken „15 Aprilis kegen Augsburg geschickt“ und „15 Aprilis 1548 Nona mane Augustae, ander bedenken Philippi“, die andere f. 185r-188v mit der von M. geschriebenen Adresse an Georg von Komerstadt und dem Kanzleivermerk „XXV Aprilis anno etc. xlviij zue Augsburg“. CR bietet ohne Nachweis das Datum des 13. April, anscheinend weil 5117 als Beilage zu 5122 aufgefaßt wurde. Pollet, Pflug-BW 3 (1977), 672 übernimmt das Datum des 13. April, das nirgendwo überliefert ist, und versteht von den überlieferten Daten den 15. April als Absendetag und den 25. als Eingangsdatum. Doch hat schon H. Scheible: ARG 57 (1966), 110 Anm. 40 [H 4160] darauf hingewiesen, daß es sich bei beiden Daten um Präsentationsvermerke handelt, da beide Exemplare Ausfertigungen sind, die auf getrennten Wegen nach Augsburg gelangten, f. 185-188 via Komerstadt erst am 25., f. 180-183 via Cruciger und Kollegen in Zwickau schon am 15. April morgens 9 Uhr. Dieser Befund wird bestätigt durch das Schreiben, das die immer noch in Zwickau wartenden Theologen Caspar Cruciger, Georg Maior und Johannes Pfeffinger am 14. April 1548 an Kf. Moritz richteten (CR 6, 858 Nr. 4202): sie hatten am 13. von M. ein Gutachten über die Rechtfertigungslehre und andere Artikel des Interims — zweifellos 5117 — zur eiligen Weiterleitung an den Kf. erhalten. In 5122 nimmt M. auf diese Sendung Bezug. Er hatte demnach seinen persönlichen Boten nach Zwickau geschickt. Wenn dieser also nachweislich am 13. in Zwickau eingetroffen ist, und zwar so früh, daß M.s Memorandum noch am gleichen Tag der ‚Post‛, der eiligen Verbindung zwischen dem Kf. in Augsburg und seinen Hofräten in Dresden, übergeben werden konnte, dann dürfte er Wittenberg am 11., vielleicht schon am 10. verlassen haben, denn so schnell wie die kfl. Post, die offenbar als Stafette auch nachts unterwegs war, kam er nicht voran.

Normdaten
Personen:

Agricola, Johannes: http://d-nb.info/gnd/118501070

Bucer, Martin: http://d-nb.info/gnd/118516507

Cruciger, Caspar: http://d-nb.info/gnd/118670646

Helding, Michael: http://d-nb.info/gnd/118710109

Joachim II. von Brandenburg: http://d-nb.info/gnd/118557556

Karl V., Kaiser: http://d-nb.info/gnd/118560093

Komerstadt, Georg von: http://d-nb.info/gnd/117737437

Maior, Georg: http://d-nb.info/gnd/116689781

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Moritz von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118584138

Pfeffinger, Johannes: http://d-nb.info/gnd/122760441

Sturm, Jakob: http://d-nb.info/gnd/11875758X