Georg von Komerstadt: Aufzeichnung über mündliche Äußerungen [M.s]. Dt. - [Altzella, 1./2. April 1548]
[1-3] Wenn das [Interim] gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt wird, sind politische Unruhen und Emigration von Predigern zu erwarten, und Kf. Moritz wird des Abfalls von der [evangelischen] Religion beschuldigt werden.
[4] Selbst wenn Kursachsen das [Interim] annähme, würden andere [Reichs- und Landstände], insbesondere die Städte, es ablehnen, und nach dem Tod des Kaisers wird es zu Unruhen kommen. Meßkanon und Gebet zu den Heiligen sind [im Wortlaut des Interims] unannehmbar und müssen auf einem Konzil beraten werden.
[5] [M.] rät, nur das zu beschließen, wozu man die Zustimmung der Leute bekommt, alles andere aufs Konzil zu vertagen. Er selbst wird um des Friedens willen mehr nachgeben als jeder andere.
[6] Am 2. April früh um 4 Uhr kam [M.] zu K., erklärte seine Zustimmung zu [§ 1-5] und machte einen Zusatz zu [5110.2].
Fundort:
Eigenhändig: Dresden SA, Loc. 10297 Interim Augustanum 1548, f. 205r-206r; Regest: Pol. Korr. Moritz 3, 770 Nr. 1045.
‒ MBW.T 18 (erstmals publiziert).
Datierung:
Datum: Beilage D zu K.s Brief vom 2. 4. 1548 (bei ⇨ 5105 und ⇨ 5110). Nach Empfang von 5110 notierte K., was er aus seinem Gespräch mit M. in Erinnerung hatte und nicht in diesem Gutachten fand. (M.s Autograph, worauf sich K.s Ziffern 1-4 beziehen, ist nicht erhalten; in den Dresdner Akten befindet sich eine Abschrift.) K. wollte diesen Zettel M. am 2. April zur Stellungnahme vorlegen, sobald der Tag anbreche. Dies ist laut dem offenbar danach geschriebenen Abschnitt 6 geschehen. — Martin Bucers Deutsche Schriften 17 (1981), 350 Anm. 1 wird zwar der Pol. Corr. Straßburg 4/2 (1933), 904 Anm. 4 angenommene Bezug dieses Zettels vom 2. April auf Bucer richtiggestellt, doch die angegebenen Daten 19. und 20. sowie 24. April sind falsch.
