Melanchthons
Briefwechsel

4530

MBW 4531

4532

Joachim Camerarius an M. [in Zerbst]. - Merseburg, 2. Januar 1547

[1] C. fühlt sich in Schuld gegenüber M.s Fürsorge.

[2] Er hat mit seiner Familie das sich auf die Belagerung rüstende [Leipzig] verlassen. Der Überbringer Sylvester [NN] kann von dem unbeschreiblichen Elend der Stadt berichten.

[3] Franz Kram ist dort bei [Hz. Moritz von Sachsen]; er übermittelte die Briefe des Lgf. [Philipp von Hessen] an M. [4519] und an Fürst Georg [von Anhalt], der entschuldigen läßt, daß er, von C. ermuntert, den an M. geöffnet hat, und der eine Abschrift des an ihn gerichteten beilegt.

[4] C. schildert seinen fürchterlichen inneren Zustand.

[5] Er ist ratlos, denn seine Familie nach [Franken] bringen kann er wegen des als Hilfe für Hz. Moritz heranziehenden kaiserlichen Heeres nicht. Auch aus Böhmen rücken Truppen heran. Gestern rechnete man in Merseburg mit Soldaten, die aber nach Halle geführt wurden.

[6] Fürst Georg bringt sich durch seine Hilfsbereitschaft in Gefahr. Er schrieb an beide Fürsten [Kf. Johann Friedrich und Hz. Moritz von Sachsen, 31. 12. 1546: Pol. Korr. Moritz 3, 54 bei Nr. 26]. C. vertraut auf Gottes Schutz; für sein Land würde er auch das Leben hingeben.

[7] Sylvester wird hoffentlich gefahrlos durch die Truppen des Kf. zu M. gelangen. [Caspar] Borner leistet Leipzig große Dienste.