M. an Joachim Camerarius [in Leipzig]. - [Wittenberg, ca. 15. Dezember 1545]

[1] Obwohl M. seinen Bruder [Georg Schwartzerdt] liebt, würde er, wenn er sich frei entscheiden könnte, nirgendwo lieber leben als bei C., auch nicht in der Heimat [Kurpfalz]. Er tröstet sich über sein durch die Zeitläufte erforderliches Exil [in Wittenberg] mit dem Erdenweg Christi.

[2] [Universitäts-]Geschäfte verzögerten M.s Reise zu [Fürst Georg] von Anhalt nach [Merseburg]; er mußte Briefe über die Stipendiaten an den [kursächsischen] Hof schreiben. Sein in die Mark Brandenburg geschickter Bote [⇨ 4090f] ist noch nicht zurück [⇨ 4098]. Danach [sc. nach dem 13.] erhielt er vom kursächsischen Hof ein aus [Dresden] stammendes Gutachten, wonach [Kaiser] Karl Schiedsrichter im Religionsstreit sein soll [Pol. Korr. Moritz 2, 407-413 Nr. 813, bes. 411f § 7]; M. versteht nun erst die Äußerung des [Georg] von Komerstadt, von der C. erzählt hatte [⇨ 4085].

[3] Darüber mündlich. Spätestens zur [Neujahrs]messe will M. nach [Leipzig] kommen und mit C. über dessen Erbangelegenheit [⇨ 4092.1] sprechen. Wenn [Bf. Weigand von Bamberg] Schwierigkeiten macht, wird man andere Wege finden müssen. Grüße an Frau [Anna] und die Kinder.

Fundort:
CR 5, 855 Nr. 3274; Cod. I, 268; vgl. Druffel (1876), 509. ‒ MBW.T 14.
Datierung:
Datum: Erbschaftssache des C. wie 4092.1 und 4104.2. Die genauere Datierung ergibt sich aus § 2. M. erklärt, warum er die wegen Hz. Albrecht von Preußen verschobene Reise nach Merseburg (⇨ 4056.1) nach Albrechts Abreise nicht sofort angetreten hat (sie wurde immer wieder verschoben und kam damals nicht zustande, vgl. Luther an Georg von Anhalt, 25. 12. 1545 und 29. 1. 1546: WAB 11, 242-250 Nr. 4181 und 273f Nr. 4193 mit 13, 350f). Der Bote, dessen Rückkehr er noch abwartet, ging am 13. Dezember ab (⇨ 4090f) und brachte den in Berlin am 16. ausgefertigten Brief 4098, dürfte also am Abend des 16., spätestens am 17. in Wittenberg gewesen sein. Die Stipendiatenangelegenheit erwuchs aus der Universität; der Auftrag des 14. (4094) muß hierzu nicht herangezogen werden. Das Dresdner ,Gutachten' — ein Brief des Hz. Moritz an Lgf. Philipp — datiert vom 14. 11. 1545 und war am 22. in Kassel; es wurde auch von der am 28. November instruierten Gesandtschaft des Hz. Moritz an den Lgf. mitgeführt (Pol. Korr. Moritz 2, 423-428 Nr. 819, bes. § 4); es wurde aber (mit der Antwort des Lgf. vom 23. 11. Pol. Korr. Moritz 2, 414-421 Nr. 816) erst am 11. Dezember (CR 5, 904-906 Nr. 3331 mit falsch aufgelöstem Datum) von Gregor Brück in Wittenberg zwecks Einsichtnahme durch [M. u. a.] vom Kf. angefordert. Die Datierung von 4095 wird also durch den Boten nach Berlin auf die Tage zwischen 13. und 16. Dezember eingegrenzt. Daß § 1 M.s Bruder erwähnt wird, dürfte durch eine erste informelle Anfrage wegen eines Rufs nach Heidelberg veranlaßt sein, der dann im März 1546 erging (⇨ 4208).

Normdaten
Personen:

Albrecht von Preußen: http://d-nb.info/gnd/118637673

Brück, Gregor: http://d-nb.info/gnd/118674579

Camerarius, Joachim: http://d-nb.info/gnd/118518569

Georg von Anhalt: http://d-nb.info/gnd/118716891

Karl V., Kaiser: http://d-nb.info/gnd/118560093

Komerstadt, Georg von: http://d-nb.info/gnd/117737437

Luther, Martin: http://d-nb.info/gnd/118575449

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Moritz von Sachsen: http://d-nb.info/gnd/118584138

Redwitz, Weigand von, Bf. von Bamberg: http://d-nb.info/gnd/118598910

Schwartzerdt, Georg: http://d-nb.info/gnd/122235363