Veit Dietrich [Vf. M.] an Fürst Georg von Anhalt, [bfl.] Koadjutor von Merseburg. Vorrede zu: Martin Luther, In Hoseam prophetam enarratio, hrsg. v. Veit Dietrich. Wittenberg, Hans Lufft, 1545. - 1. Juni 1545

[1] Das menschliche Leben und die Geschichte lassen an der göttlichen Vorsehung und an der Erwählung der Kirche zweifeln.

[2] Trotz der Verheißung Gottes an Israel sind Asien und Griechenland, einst Herbergen der Kultur und der Kirchengemeinden, verwüstet und von den Türken besetzt.

[3] Vom Untergang der Reiche scheint die Kirche nicht ausgenommen,

[4] außer für den, der durch den Mund der Propheten über Gottes Offenbarung und Willen belehrt ist.

[5] Gleichwohl werden auch die Gemeinden gezüchtigt, heute in Griechenland und Deutschland, wie schon von Hosea vorausgesagt.

[6] Doch tröstet die Verheißung von der Erhaltung der Kirche (Jes 59, 21).

[7] Dazu braucht man die „Quellen Israels“, die Schriften der Propheten und Apostel.

[8] Hosea paßt besonders für die Gegenwart;

[9] deren Verwüstungen, Verfolgungen, Abgötterei

[10] werden von den [Evangelischen] mit dem gleichen Recht angeprangert.

[11] Zum besseren Verständnis des Hosea gibt D. die Auslegung Luthers heraus, eine von Caspar Cruciger, Georg Rörer und D. nachgeschriebene Vorlesung, die von D. redigiert und von Luther ganz durchgesehen wurde [Erlanger Lutherausgabe, lat. 24, 135-556; vgl. WA 40/3, 747-775].

[12] Dieser schwierige Prophetentext bedarf eines Interpreten, was Luther in überragender Weise ist.

[13] Die Schriftauslegung hängt nicht am Amt der Bischöfe, sondern ist eine Gabe des Heiligen Geistes.

[14] Auslegung von Hos 11, 8-9, eine für [M.] wichtige Tröstung, im Hinblick auf Ungarn und die Türken,

[15] und um die Notwendigkeit eines Kommentars deutlich zu machen.

[16] Widmung an G., der als Leiter einer Kirche [⇨ 3983] für die richtige Lektüre der Pfarrer sorgen soll (Epiktet-Zitat), und der sich selbst an solchen Auslegungen erbaut, weshalb auch Georg Helt diese Edition und Widmung befürwortete.

Fundort:
CR 5, 760-767 Nr. 3194. ‒ MBW.T 14.
Datierung:
Am 5. Juni in Arbeit (⇨ 3911.1), am 13. Juni immer noch nicht vollendet, wie Hieronymus Besold an Veit Dietrich schreibt: ARG 13 (1916), 168f Nr. 113. Am 24. Juni ist der Druck vollendet (⇨ 3921).

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