M. an Martin Seidemann in Mansfeld.
- [Wittenberg], 16. Oktober 1544
[1] Der heutige Gedenktag erinnert M. an den Tod und das nutzlos zerstrittene Leben griechischer Geistesgrößen. Angesichts der menschlichen Schwäche ist die einzige sich lohnende Mühe der Lehrberuf. Deshalb tröstet sich M. in seinen Schwierigkeiten damit, daß seine Werke den Studenten nützen mögen. S. und Martin [Seligmann] sollen zu M.s neuer Ausgabe der Loci [⇨ 3705.3] Stellung nehmen.
[2] Über die Vermietung seines Hauses hat M. dem Sebastian Müller geantwortet, es sei durch langjährige Mieter [NN] besetzt. Wenn es frei wird, soll S. bevorzugt werden.
[3] Grüße an Martin [Seligmann] und Philipp [Glüenspieß].
Fundort:
CR 5, 504f Nr. 3054 mit 5, 922; § 3 in der Abschrift: Wien NB, Cod. 11551, f. 260v-261r.
‒ MBW.T 13.
Datierung:
Das Jahr 1544 dürfte zwar sekundär sein (auch 1549 wird überliefert), ist aber durch den Bezug auf die Loci gesichert. Die von CR wegen § 2 erwogene Datierung 1552 scheitert u. a. daran, daß Seligmann 1548 starb (bei ⇨ 3650). J. Hejnic (bei ⇨ 3727) S. 80 vermutet, daß S. das Haus für die am 15. Mai 1545 in Wittenberg inskribierten Söhne Georg und Wilhelm des Sebastian Müller haben wollte. Doch konnten die Studenten nicht gut allein in dem Haus wohnen, sondern allenfalls mit einem Präzeptor, als welcher S. hätte fungieren können (er tat es nicht). Jedenfalls geht aus 3727 hervor, daß S. damals vom Schuldienst in das Predigtamt strebte. Vielleicht wollte er zur Vorbereitung noch einmal in Wittenberg lernen und lehren. Er blieb aber bis 1546 in Mansfeld, wo er möglicherweise nach Leonhard Stöckels (⇨ 3650) Absage Helfer des alten Pfarrers Seligmann wurde (Hejnic l. c. 83). Erst nach zehnjähriger Tätigkeit an der Universität Erfurt bekam er 1556 eine Professur in Wittenberg. — Daß M. außer seinem Neubau (⇨ 1718) noch ein weiteres Haus besaß, erfahren wir beiläufig aus § 2.