M. an Joachim Camerarius [in Leipzig].
- [Wittenberg, ca. 10. März 1542]
[1] Heftige Kritik an der [kursächsischen] Politik auf dem Speyrer Reichstag [in der Frage der Türkenhilfe]: Obwohl [Kg. Ferdinand] und seine Parteigänger tadelnswert sind, hätte man um der eigenen Würde und Sicherheit willen seine Schuldigkeit tun sollen. Diese Auffassung vertrat M. seit sechs Jahren [Schmalkalden 1537] immer wieder. Früher gelang es ihm oft, die Torheiten einiger [Räte] zu berichtigen, und sein Abscheu vor solchen Finessen ist aktenkundig. Zu Lebzeiten des [Kf. Johann] glich der kursächsische Hof einer Aristokratie; jetzt ist er oligarchisch. Die Ansichten der Gelehrten werden verachtet. Dabei können diese ,Helden' weder Kirche noch Staat schützen. M. steht mit diesem Urteil nicht allein. Gebet.
[2] Über die vollzogene [Magister]promotion des Apollonius [Massa]. Spitze gegen Wittenberger Kollegen. Urteil über [Kf. Joachim II. von Brandenburg], dem [Leonhard] Fuchs seine Botanik [De historia stirpium, Basel 1542] widmet [⇨ 3133]. Auerbach [eher der Dekan Heinrich Stromer als Sebastian Roth] und Johannes Pfeil sollen die Anerkennung des Wittenberger Grades für Apollonius [Massa] in Leipzig bewirken.
Fundort:
CR 4, 759f Nr. 2436; ebd. 787f Nr. 2456; vgl. Druffel (1876), 507 und H. Scheible: Heidelberger Jahrbücher 12 (1968), 140 mit 158 Anm. 35; Cod. I, 205f; MSA 8, Nr. 425.
‒ MBW.T 11.
Datierung:
Datum: Vor 2916 und damit auch vor 2915, wo 2908 ebenfalls schon eingetroffen war. Massa wurde am 3. 3. 1542 in Wittenberg immatrikuliert. Seine Magisterpromotion ist ohne Datum zwischen 9. 2. und 20. 4. 1542 eingetragen. Da er schon am 13. März in Leipzig geprüft wurde (vgl. P. Flemming: ThStKr 85, 1912, 572 Nr. 2456), dürfte seine Wittenberger Gefälligkeitspromotion unmittelbar nach der Immatrikulation erfolgt sein. Vermutlich ist er der Überbringer dieses Briefes, der demnach einige Tage vor 13. März anzusetzen wäre.
