M. an Joachim Camerarius in Leipzig. - [Wittenberg, ca. 25. Februar 1542]

[1] M. lobt C.s Rede [Oratio senatoria de bello Turcico ...]; sie soll möglichst bald gedruckt werden [Tübingen, Ulrich Morhart, 1542], obwohl dadurch die Türken nicht besiegt werden und obwohl [die Adligen] sie nicht lesen. Entsprechend dem Orakel über den Untergang Athens wird das gegenwärtige Gemeinwesen durch Sophistik und Feigheit der Fürsten zugrunde gehen. Auch auf dem [jetzigen Speyrer Reichs]tag werden gute Pläne zu Fall gebracht werden; C. hätte sich zorniger darüber äußern können. M. dichtete dazu in Anlehnung an Sophokles [Aias 1081-1083].

[2] Nachrichten aus Polen [2891] und Mähren über Truppenaktivitäten [der Türken] in Buda; gestern wurde die Einnahme von Stuhlweißenburg gemeldet; innertürkische Schwierigkeiten. Über den Speyrer [Reichs]tag hört man nichts.

[3] M. schickt den Brief des [Johannes] Oporinus [CR 4, 783f Nr. 2453] zurück und äußert sich über die darin mitgeteilte Gespenstererscheinung [nach Karlstadts Tod] und über den Teufel. C. soll den Brief des [Jakob oder Johannes] Sturm an M. lesen.

Fundort:
CR 4, 785-787 Nr. 2455; Cod. II, 193f. ‒ MBW.T 11.
Datierung:
Datum: Stuhlweißenburg wurde zwar erst am 4. 9. 1543 von den Türken erobert. Doch die übrigen Angaben dieses Briefes weisen eindeutig in den Februar 1542. Insbesondere werden die griechischen Verse auch in 2899 zitiert, hier als ‚neulich‛ verfaßt, wogegen sie in 2896 neu zu sein scheinen. Der Speyrer Reichstag 1542 tagte seit 9. Februar. Der Brief des Oporinus an C. ist nach dem Aktenvermerk des Paul Eber im Februar 1542 geschrieben. Wohl deshalb datierte Bretschneider MBW 2896 auf Anfang März. Doch meldet Oporinus den am 25. 12. 1541 erfolgten Tod Karlstadts noch als Neuigkeit; sein Brief ist also gewiß Anfang Februar, wenn nicht noch im Januar geschrieben, kann also um den 25. Februar schon bei M. gewesen sein. Wann C. seine Rede in Leipzig gehalten hat, konnte nicht ermittelt werden.

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