M. an Hieronymus Baumgartner [in Regensburg].
- [Regensburg, 17. Juli 1541]
Die [kursächsischen Gesandten] richten ihre Reisepläne nach den Gastmählern; um die politischen Geschäfte kümmern sie sich nicht. M. ist über ihre törichten Pläne nicht weniger als B. betrübt. Joachim [Camerarius] und M. werden bald zu B. kommen; ersterer wird bei [Daniel] Stibar speisen, M. bei B. bleiben.
Fundort:
CR 1, 797 Nr. 382; MSA 8, Nr. 414.
‒ MBW.T 10.
Datierung:
Datum: M., B., Camerarius und Stibar sind an einem Ort versammelt, und M. ist in seinen Reiseplänen von „den Unsrigen“ abhängig, auf die er wütend ist. Dies paßt nicht zur Eröffnung der Nürnberger Ägidienschule 1526 (⇨ 463f), wohin CR dieses Billet stellte, und auch die Handschrift weist in eine viel spätere Zeit. Da der Würzburger Domherr Stibar (über ihn vgl. MSA 7/1, 232f Anm. 1) ebenfalls dabei ist, kommt vornehmlich, wenn nicht ausschließlich, ein Reichstag in Betracht. In Speyer 1529 waren (abgesehen vom Indiz der Handschrift) die Genannten nicht gemeinsam anwesend (⇨ 774), auch nicht in Augsburg 1530: Stibar ging mit Briefen vom 1. August zu Erasmus nach Freiburg (⇨ 1004; ⇨ 1019). Damals war auch Camerarius in Augsburg (⇨ 1014; ⇨ 1023), nicht aber Baumgartner, der erst am 25. August nach Augsburg entsandt wurde; vorher war er von 15. Juni bis 13. Juli amtierender Bürgermeister und wurde am 23. Juli mit Verhandlungen in Ansbach betraut (Auskunft SA Nürnberg). Einen privaten Besuch in Augsburg Ende Juli zu postulieren, hat keine Wahrscheinlichkeit für sich, wenn auch Kf. Johann von Sachsen damals an Abreise dachte, wie die Nürnbergischen Gesandten [Christoph] Kreß, [Clemens] Volckamer und [Bernhard] Baumgartner am 31. berichten (CR 2, 242 Nr. 815). Doch M.s Stimmung war damals nicht wie in 2760, und wenn Stibar zu einem Gastmahl einlud, war er wohl kaum nur kurz zu Besuch. Nahtlos fügt sich 2760 jedoch in den Regensburger Reichstag 1541. Stibar war offiziell als bischöflich würzburgischer Gesandter anwesend (Walch2 17, 796). Camerarius kam vor dem 15. Juli aus Tübingen, ist am 15. und wohl auch 16. in Burglengenfeld (⇨ 2757; ⇨ 2759), am 17. wieder in Regensburg (⇨ 2761.3), das er mit Briefen vom 18. verläßt (⇨ 2764). Am 18. verließ auch der kursächsische Delegationsleiter Wolfgang von Anhalt mit anderen den Reichstag, worüber M. zuhöchst erregt war (⇨ 2757). 2760 nimmt Bezug auf eine mißbilligende Äußerung B.s über diese (bevorstehende) Abreise, wahrscheinlich als Antwort auf 2759. Daß sich B. damals in Regensburg befand, geht aus 2759 und aus B.s undatiertem Brief an Veit Dietrich (vom 19. Juli: CR 4, 555-557 Nr. 2321) hervor.
