Melanchthons
Briefwechsel

2483

MBW 2484

2485

M. an Joachim Camerarius in Tübingen. - [Wittenberg], 1. September [1540]

[1] M. dankt für den durch Veit [Dietrich] übermittelten Trostbrief [2483.3]. Das Elend wäre nicht über ihn gekommen, wenn er sich nicht von [Bucer und den Hessen] hätte umstimmen lassen [⇨ 2386]. Doch zürnt er nur dem [Lgf. Philipp von Hessen], der M. und [Luther] täuschte und die Diskretion nicht wahrte. Vielleicht macht sich schon der in seiner Familie erbliche Wahnsinn bemerkbar. Luther und M. brauchen die Publikation ihres Gutachtens [2326] jedoch nicht zu scheuen. M. wies die Auffassung von [Johannes Lening und Dionysius Melander], eine [Doppelehe] sei ein Adiaphoron, [in Rotenburg/Fulda] energisch zurück [⇨ 2404]. [Luther], der seinen eigenen Kummer unterdrückte, entriß M. durch seinen Zuspruch dem Tod; [Friedrich] Myconius, von dem M. einen Brief beilegt, und [Johannes] Portunus waren bei ihm; auch Kf. [Johann Friedrich von Sachsen] und [Gregor] Brück kümmerten sich um ihn [⇨ 2458]. Trotz der Alkibiades-Natur des [Lgf. Philipp] sieht M. voll Gottvertrauen in die Zukunft.

[2] Die Verbrechen [des Kg. Heinrich VIII.] von England sind scheußlicher: Scheidung von [Anna von Kleve-]Jülich, Wiederverheiratung [mit Catherine Howard], Hinrichtung [evangelisch] Gesinnter [wie Thomas Cromwell].

[3] Nach dem Tod des Kg. Johannes [Zápolya] von Ungarn werden Kg. Ferdinand und [der Kaiser] mit den ungarischen Angelegenheiten beschäftigt sein und in Deutschland keinen Krieg anfangen. Gerücht vom Tod des Sultan Suleiman und von Thronwirren.

[4] C. soll oft schreiben. Veit [Dietrich] kann die Briefe weiterleiten. M. hofft, daß die Frau des [Leonhard] Fuchs am Leben bleibt. Gute Wünsche für die Familien C. und Fuchs.

[5] Empfehlung des Matthäus Irenaeus und Grüße an ihn.