Melanchthons
Briefwechsel

2149

MBW 2150

2150a

M. an Joachim Camerarius in Tübingen. - [Frankfurt/Main], 25. Februar [1539]

[1] M. fragt, ob C. M.s über Veit [Dietrich] geschickten Brief [2141] mit dem vom Vater des [Josef Maier], der das Tübinger Mädchen betrogen hat [⇨ 2141.4], erhalten hat.

[2] Über die Verhandlungen kann M. noch nichts Gewisses schreiben. Kf. [Ludwig] von der Pfalz und [Kf. Joachim II.] von Brandenburg sind anwesend, um über den Frieden zu verhandeln; sie werden von den feindseligen Gesandten des Kaisers [Johann von Weeze] und Kg. Ferdinands [Jakob Frankfurter] beeinflußt. Der Rat der Stadt Konstanz verweigerte dem kürzlich zum Bf. von Konstanz berufenen [Weeze] den Einzug und dem Domkapitel die Rückkehr. Negatives Urteil über [Weeze], den M. kennenlernte, als er im Gefolge des vertriebenen Kg. [Christian II.] von Dänemark [im Oktober 1523 in Wittenberg] war [vgl. WAB 3, 188], wo ihn auch C. sah.

[3] Daß [der Schmalkaldische Bund] geringe Hoffnungen in die noch unbekannten Friedensbedingungen setzt, zeigen die allseitigen Rüstungen. [Weeze] verhandelte zuvor in Böhmen mit [Hz.] Ludwig von Bayern und [Hz. Heinrich] von Braunschweig[-Wolfenbüttel].

[4] Schlimme Befürchtungen M.s aufgrund der Konstellation der Sterne und der [am 18. April] zu erwartenden [Sonnen]finsternis. Empörung über die Kriegstreiber. Gebet.

[5] M. entwarf auf Geheiß [des Kf. Johann Friedrich?] drei Abhandlungen über das Widerstandsrecht [⇨ 2159.2, vgl. Clemen, Studien 71f].

[6] M. erwartet Johannes Sturm, der einen Ruf nach Venedig hat. Anwesende Engländer erzählten von abfälligen Äußerungen des Thomas [Minternus, ⇨ 2249] über Deutschland und die [evangelischen] Kirchen. M. möchte wissen, ob dieser nach seiner Rückkehr aus Italien, das alle verdirbt, noch einmal bei C. war. [Jakob] Micyllus bereitet M. Vergnügen. Einen weiteren Bericht von den Verhandlungen wird M. vor seiner Abreise liefern.