Arcturus Gallus an M. [in Wittenberg]. Vorrede zu: Franciscus Dryander, Historia de statu Belgico deque religione Hispanica [nicht erschienen]. - Straßburg, [Ende 1557]

[1] Das Elend in dieser Welt ist nur durch die Hoffnung auf ein besseres Leben erträglich.

[2] M.s einstiger Schüler Franciscus Dryander schätzte um des Evangeliums willen Heimat, Eltern, Verwandte, Freunde und Besitz gering. In den Niederlanden erduldete er deswegen Gefängnis und war auf den Tod gefaßt. Nach seiner Errettung kehrte er in [evangelisches] Gebiet zurück [⇨ 3849.3], heiratete [Margarete Elter] und diente der Kirche und der Wissenschaft. Er starb mit seiner Frau in Straßburg an einer Epidemie [⇨ 6760.2] und hinterließ zwei Töchter, denen der Rat Vormünder [Blasius Fuchs] bestimmte.

[3] G. sah in Straßburg, wo er sich privat aufhielt, Dryanders hinterlassene Schriften im Auftrag eines Verwandten [NN] der Waisen durch, weil man daraus etwas zu deren Gunsten drucken wollte. Dabei stieß er auf das M. gewidmete Werk. M. soll den soeben erschienenen Druck annehmen.

Fundort:
E. Böhmer: ZKG 13 (1892), 356-358 [H *2417a].
Datierung:
Datum: Dryanders Werk ist auf Juli 1545 datiert und als ganzes an M. gerichtet, nicht nur die Einleitung, die Hammer irrtümlich als Vorrede an M. bezeichnet (H *2417a). Es erschien erstmals nahezu vollständig in deutscher Übersetzung bei Ludwig Rabus, Historien der heyligen auserwölten Gottes Zeugen, Teil 7, Straßburg 1557, Bl. LXV-CCXXX, Wiederabdruck in: Ders., Historien der Martyrer, Teil 2, Straßburg, Josias Rihel, 1571. Am 12. Januar 1558 verweigerte der Rat von Straßburg die Drucklegung der lateinischen Fassung und einer französischen Übersetzung, die ihm als Manuskripte vorlagen; vgl. B. A. Vermaseren, Autour de l'édition de l'„Histoire de l'Estat du Pais Bas et de la religion d'Espagne“ par F. de Enzinas dit Dryander 1558: BHR 27 (1965), 486 und 492. In der Folge erschien mit fingierter Ortsangabe die französische Übersetzung: Françoys du Chesne, Histoire de l'estat du Pais Bas et de la religion d'Espagne, S(ainte) Marie 1558. Die Ortsangabe unterblieb in den beiden folgenden Auflagen desselben Jahres. Es ist wahrscheinlich, daß der anonyme Übersetzer des französischen Drucks mit Arcturus Gallus identisch ist, denn beide behaupten, das lateinische Manuskript entdeckt zu haben. Vermaseren konnte ihn, der M. als Präzeptor anredet, weder in der Umgebung M.s, noch in den Straßburger Akten finden, vermutet ihn aber wohl zu Recht in Dryanders Verwandten- oder Bekanntenkreis (l. c. 484-486). Doch dürfte Arcturus Gallus ein Pseudonym sein und Nordgallier, also Nordfranzose oder Wallone bedeuten, was auf einen niederländischen Bekannten Dryanders hinweisen würde. Vermaseren betrachtet 8470 als Begleitschreiben, womit G. den 1558 erschienenen französischen Druck an M. sandte, wegen der Wendung „ut Historiam ... illam iam in publicum tuo nomine evulgatam ... accipias“ (l. c. 484f). Jedoch ist unwahrscheinlich, daß G. ohne ein Wort der Entschuldigung ein französisches Buch an M. schickt, mit dem dieser nichts anfangen konnte. Viel näherliegend ist es, mit Böhmer anzunehmen, daß 8470 als Widmungsvorrede der lateinischen Ausgabe vorangestellt werden sollte, und die „iam evulgata Historia“ wäre eben diese Ausgabe, die allerdings nicht erschien. Überliefert ist 8470 in Rom BV, Cod. Pal. Lat. 1853, zusammen mit Dryanders Werk auf Papier mit demselben Wasserzeichen (Böhmer 356), aber von anderer Hand. Diesselbe Hand hat jedoch eine sinnverändernde Korrektur und einen erweiterten Titelvorschlag gemacht, so daß Böhmer wohl mit Recht annimmt, daß es sich um das Autograph des G. handelt (l. c.357). Das Fehlen der Unterschrift (Vermaseren 484f) besagt nichts, da der Absender schon im Briefkopf enthalten ist. In der vatikanischen Handschrift liegt wahrscheinlich das am 12. 1. 1558 in Straßburg vom Rat zurückgewiesene Druckmanuskript vor. Als Entstehungszeit für 8470 ist Ende 1557 anzunehmen, da G. schreibt, er habe Dryanders Manuskript „hoc anno“ gefunden, wodurch Anfang Januar 1558 ausgeschlossen ist. Hinfällig wird damit auch Böhmers Datierung „spätestens 1556“ (l c. 358), die sich am Erscheinen der Übersetzung in Rabus' Werk von 1557 orientiert, denn diese deutsche Fassung wird auch im Vorwort zur französischen Übersetzung ignoriert. Der lateinische Text wurde zusammen mit einem Nachdruck der französischen Ausgabe erstmals ediert von Ch.-Al. Campan, Mémoires de Francisco de Enzinas, 2 Bde., 1862f. Den bis dahin im lateinischen Urtext unbekannten Anfang veröffentlichte E. Böhmer zusammen mit 8470 in ZKG 13 (1892), 346-359 [H *2417a]. Weitere bibliographische Angaben zu diesem Werk Dryanders siehe H *2417a.

Normdaten
Personen:

Chesne, Françoys du: http://d-nb.info/gnd/118682156

Dryander, Franciscus: http://d-nb.info/gnd/118682156

Gallus, Arcturus: http://d-nb.info/gnd/1140260936

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Rabus, Ludwig: http://d-nb.info/gnd/11632144X

Rihel, Josias: http://d-nb.info/gnd/119805812