M. an Johannes Laski [in Frankfurt/Main]. Gr. - [Wittenberg], 18. August [1555]

M. bedauert, daß die Verbindung zu dem nach Mitteldeutschland gekommenen L. durch die [flacianischen] Unruhestifter behindert wird. Dabei Anspielung auf [Jakob Schenck]. Messebesuch des [Flacius] vermutet. M. versichert L. seiner bleibenden Zuneigung.

Fundort:
L. C. Green: ARG 65 (1974), 168 mit 163f (Text Z. 5 ἡμᾶς: wohl von M. verschrieben statt ὑμᾶς).
Datierung:
Jahr: L. kam im April 1555 von Emden nach Frankfurt/Main, wo er bis 21. Oktober 1556 blieb; vgl. H. Dalton, Johannes a Lasco (1881), 453ff, 483. M. schrieb sowohl 1555 als auch 1556 im August an L. Den Inhalt des Briefes von 1556 referiert M. in 7960: er hoffte auf die Einberufung eines Theologenkonvents durch die Fürsten und schlug ersatzweise eine private Initiative vor. In 7555 ist davon nicht die Rede, nur davon, daß solche Gespräche für die Kirchen gut wären. Auch weil 1555 ein weiterer Brief vom 18. August Richtung Frankfurt abging (7554), wogegen der von 1556 wohl mit 7926 vom 24. 8. befördert wurde, gehört 7555 ins Jahr 1555 (gegen Green). Den Verfasser eines Kuckucksrufs deutet Green auf Brenz, weil dieser aus Weil der Stadt am Rande des Schwarzwaldes stamme, der berühmt für seine Kuckucke und später (!) auch für seine Kuckucksuhren sei. Dies ist gewiß abwegig. Unsere Vermutung, der schon 1546 verstorbene Jakob Schenck sei gemeint, stützt sich auf die Vergangenheitsform in M.s Worten und darauf, daß M.s Rede über die Undankbarkeit des Kuckucks von 1537 gegen ihn gerichtet war (⇨ 1948.3; ⇨ 1953.2). Der Kuckucksruf ist also die Denuntiation M.s durch den undankbaren Schenck (⇨ 1941.2). Im vorliegenden Brief an L. geht es aber nicht um jene Person, sondern um dieselben Intrigen zum Schaden der Kirche in der Gegenwart. Damit klingt die Bezeichnung des Flacius als Kuckuck an, die dann in der »Synodus avium« des Johannes Maior (CR 20, 767-776) vorausgesetzt wird.

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