M.: Gutachten [für Lgf. Philipp von Hessen]. - [Wittenberg, Oktober 1554]
Zum Fall des Jakob Becker in Gudensberg.
[1] Die [kursächsischen] Konsistorien beachten die Verbote von Lev 18, die sie nicht nur auf die Personen, sondern auch auf die Verwandtschaftsgrade beziehen, z. B. [V. 14]. Gott verbietet Ehen unter Verwandten, ebenso die Heiden und das Naturrecht.
[2] Doch sind nach erfolgtem Beischlaf aus Billigkeit die Ehen anerkannt worden, z. B. im Fall des [N.] von Schweinitz, der die Tochter der Schwester seiner verstorbenen Frau heiratete [⇨ 6660.4].
[3] Der Lgf. soll in dem [von Georg] Pergamenter [vorgetragenen] Fall [des Jakob Becker und der N. Walter, Tochter des Philipp Walter,] mit Rücksicht auf die sozialen Folgen die Ehe gestatten, was nach [Lev 18, 18] möglich ist, jedoch dem Mann eine Geldbuße zugunsten der Armen auferlegen, weil er nicht rechtzeitig beim Hof angefragt hat.
Fundort:
Lat.: Johannes Aurifaber [Vinariensis], Colloquia oder Tischreden Doctor Martini Lutheri. Frankfurt/Main, Peter Schmid, 1568, erster Anhang, Bl. 19b [von Johann Finck; vgl. K. E. Förstemann und H. E. Bindseil, D. Martin Luther's Tischreden oder Colloquia, 4 (1848), XXVIIf]; dt. Regest mit Auszügen: G. Franz, Urkundliche Quellen zur hessischen Reformationsgeschichte 3 (1955), 187 Nr. 776D [H A3636a].
‒ MBW.T 24.