M.: Aufzeichnung über Theobald Thamer. - [Wittenberg], 26. März 1553

[0] Theobald Thamer, Professor in Marburg, kam auf Veranlassung des Lgf. [Philipp von Hessen] in Begleitung eines adligen Gesandten [Friedrich von der Tann] nach Wittenberg und trug M. häretische Lehren vor.

[1.1] Christus sei nach seiner menschlichen Natur das alte Gewissen, das dem Bauch diene, nach seiner Gottheit das geistliche Gewissen.

[1.2] Gott könne besser aus seinen Geschöpfen als aus seinem Wort erkannt werden.

[1.3] Gott sei aus den Schriften des Aristoteles besser zu erkennen als aus den Schriften Luthers. Aristoteles enthalte alle Glaubensartikel.

[2] Das Evangelium sei ein neues Gesetz.

[3] Luther lehre die Rechtfertigung allein aus dem Glauben ohne Buße, und die Werke seien um des Nächsten willen zu tun. Dagegen wurden ihm die Thesen gegen die Antinomer [⇨ 1983.2] vorgehalten.

Fundort:
Abschrift: München SB, cgm 1320, f. 499r. ‒ MBW.T 23 (erstmals publiziert).
Datierung:
§ 0 ist vom (ersten) Abschreiber formuliert, der nach eigener Angabe die §§ 1-3 aus M.s Autograph abgeschrieben hat. Dieser Text ist offenbar ein Gedächtnisprotokoll über das Gespräch vom 26. März, das auch dem Bericht an Lgf. Philipp (6778) zugrunde liegt.

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