[1] Vff. haben mit Gabriel [Zwilling] und Michael [Schultes] in Gegenwart des Schössers [NN] auf Befehl des Kf. geredet [⇨ 5559]. Zum Schreiben des Michael [Schultes an den Kf. vom 3. 6. 1549, ⇨ 5574.1] sagten sie, daß sie anderwärts geraten haben, die Gemeinden nicht wegen Veränderungen von Adiaphora zu verlassen, damit Zustände wie in Schwaben und am Rhein verhindert werden.
[2] Dann argumentierten sie gegen seine Ablehnung der in der Agende [⇨ 5473] vorgesehenen Adiaphora und verlangten von beiden eine Solidaritätserklärung.
[3] Gabriel [Zwilling] wäre als Emeritus gern unbehelligt geblieben, lehnte auf Befragen aber ebenfalls den Chorrock ab, da alle durch das Interim verursachten Veränderungen beim Kaiser, im Ausland und beim Volk den Eindruck erwecken, man gebe in der Lehre nach, und da es dabei nicht bleiben werde, sondern auch das Meßopfer u. a. folgen würden.
[4] Michael [Schultes] hatte sich darauf berufen, daß noch kein kfl. Mandat zum Tragen des Chorrocks erlassen ist. Er bleibt bei seinem Schreiben [→§ 1], ist aber bereit, sein geistliches Amt ohne Chorrock auszuüben, auch wenn der Pfarrer [Georg Mohr] den Chorrock trägt.
[5] Vff. antworten, sie seien abfällige Reden seit dreißig Jahren gewohnt. Die Gemeinden dürfe man nicht verlassen, solange nur Adiaphora und nichts Abgöttisches eingeführt werden sollen. Unnötige Härte bei Verständigen steht im Verdacht, den Beifall des Volkes zu suchen, dem Kritik an der Obrigkeit gefällt. Vff. wollen nicht ihre eigene Freiheit, sondern bei den Gemeinden bleiben.
[6] Das Verlangen der beiden nach schriftlicher Widerlegung lehnten sie ab. B. und Maior haben danach noch mit ihnen disputiert, doch ohne Erfolg. Ihre Schriften mit unwahren Behauptungen sind im Umlauf; nur dies sollte unterbunden werden.
[7] Vff. begegnen ihrer Verdammung mit gutem Gewissen und streiten nicht um unnötige Dinge, anders als die Magdeburgischen Schreier, denen sie bisher nicht antworteten.
[8] Sie bitten um Gnade für die beiden um die Kirche verdienten Männer.
