Johann Konrad Ulmer an M. in Wittenberg. - Lohr/Main, 31. Januar 1549

[1] Durch M.s Brief aus Leipzig [5390] wurde U. über die Gemeinden in [Kursachsen] unterrichtet. Nun wird wieder ein Bote zu M. entsandt, weil Gf. [Philipp von Rieneck], der selbst an M. schreibt, wissen möchte, was in Leipzig [⇨ 5386ff] verhandelt wurde.

[2] Die verbreitete Nachgiebigkeit in der Religion ist ein Ärgernis und belastet die Gewissen.

[3] Das Augsburger [Interim] bezweckt nichts als die Unterwerfung unter die päpstliche Knechtschaft; die Bischöfe verweigern die geringste Reform,

[4] so daß man auch den Türken, Juden und Wiedertäufern nachgeben könnte,

[5] und sogar die vielen in der Grafschaft [Rieneck] beibehaltenen Adiaphora genügen nicht, denn es geht nicht um Zeremonien, sondern ums Evangelium.

[6] U. hält die geringste Änderung für gefährlich, solange nicht sichergestellt ist, daß Lehre und Sakramente unversehrt bleiben.

[7] Der vertriebene Erhard Schnepf hält sich seit einigen Tagen bei U. verborgen; er schreibt an M. [⇨ 5442]. U. betet für ihn und empfiehlt ihn der Hilfe M.s.

Fundort:
Konzept: Schaffhausen StB, Ministerialbibliothek, Cod. 129, p. 111f (Ulmeriana V/Nr. 53); Abschrift (von Johann Jakob Simler): Zürich ZB, Ms. S 69, Nr. 65. ‒ MBW.T 19 (erstmals publiziert).

Normdaten
Personen:

Melanchthon: http://d-nb.info/gnd/118580485

Rieneck, Philipp von: http://d-nb.info/gnd/118593935

Schnepf, Erhard: http://d-nb.info/gnd/12466833X

Simler, Johann Jakob: http://d-nb.info/gnd/100408605

Ulmer, Johann Konrad: http://d-nb.info/gnd/120341913