M. an Johannes Pistorius [in Nidda].
- [Wittenberg], 6. Januar [1549]
[1] Auf Anfrage erklärt M., er wisse, daß manche keinerlei Adiaphora wieder einführen wollen, und empfinde auch das Ärgernis. Doch damit das Volk die Predigt des Evangeliums nicht verliere, ertrage er Knechtschaft in Adiaphoris, billige aber keine falschen Lehren und gottlosen Kulte.
[2] In [Kursachsen] gab es noch keine Änderung der Riten. Auf dem Leipziger Landtag [⇨ 5386ff] verhandelte man — noch ohne Endergebnis — über Adiaphora und die Autorität der Bischöfe dieses Landes, die der reinen Lehre nicht abgeneigt sind. Gedenktag Taufe Jesu.
Fundort:
Bds. 326f Nr. 362 (327 Z. 6: Tolero).
‒ MBW.T 19.
Datierung:
Jahr: Leipziger Landtag. — Dieser Brief ist nur in Caspar Goltwurms »Verzeichnis« überliefert, und zwar unter 1552 (Bds. l. c.). Unter dem 3. Februar 1552 überliefert Goltwurm den Anfang als einen Brief M.s an ihn: Bds. 328f Nr. 364; deutsch bei M. Ziemer: Nassovia 30 (1930), 50 [H A3323a]. Zum 6. Januar 1549 notierte Goltwurm, daß er von etlichen Gelehrten eine Stellungnahme zum Interim erhalten habe (Ziemer l. c. S. 1); M., den er sonst oft beim Namen nennt, ist hier nicht erwähnt. Anscheinend hat Goltwurm von Pistorius diesen Brief M.s erhalten, vielleicht am oder mit Schreiben vom 3. Februar. Bei der Ordnung seiner Papiere ist dann dieser Brief doppelt registriert worden und ins falsche Jahr geraten. Jedenfalls hat M. gewiß nicht zwei gleichlautende Briefe verschickt (es ist ja kein Gutachten wie 5409), und das Jahr 1549 ist vom Inhalt her sicher. Die „lange Disputation“, die M. am Anfang für nötig erklärt, hat er durch 5409 geliefert, das vielleicht in Abschriften an P. und an Goltwurm gelangt ist.