Melanchthons
Briefwechsel

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Johannes Bugenhagen, Johannes Pfeffinger, Caspar Cruciger, Georg Maior, M. und Sebastian Fröschel: Gutachten [für Kf. Moritz von Sachsen]. Dt. - [Wittenberg], 16. Juni [1548]

5170

Über das Interim.

[1.1] Die Vorrede [⇨ 5208.1] ist nur vom Hörensagen bekannt. Wenn die Annahme des Interims dadurch als Zugeständnis bisheriger Irrlehre und Kirchenspaltung qualifiziert wird, ist sie unmöglich.

[1.2] An der offenbarten Lehre ist gegen alle Listen des Teufels festzuhalten.

[1.3] Restitution würde Ärgernis erregen.

[1.4] Vorsicht ist geboten.

[1.5] Da die Bischöfe und ihre Parteigänger jeden Kompromiß ablehnen [⇨ 5140.4], bleibt Ungleichheit der Lehre und Bräuche, weshalb auch die [Evangelischen] nichts ändern sollten.

[1.6] Vff. wollen das Interim sachbezogen beurteilen.

[2.1] Nach richtigem Anfang über Schöpfung, Fall, Erbsünde und Erlösung wird in der Rechtfertigungslehre irrigerweise die Gerechtigkeit als Liebe verstanden und der Glaube nur als Vorbereitung dazu.

[2.2] Reue und Tugenden müssen sein, aber darüber steht das Vertrauen auf den Sohn Gottes.

[2.3] Die sogenannte eingegebene Gerechtigkeit darf den Glauben als Vertrauen nicht ausschließen, das allein Trost gibt.

[2.4] Das Interim versteht den Glauben als Wissen und macht die Gerechtigkeit von den Tugenden abhängig. Es ist in sich widersprüchlich.

[2.5] Seine Rechtfertigungslehre kann nicht angenommen werden.

[3.1] Die Ekklesiologie ist zu kritisieren, worauf [Kf. Moritz] aber wegen der Allgemeinheit der Formulierungen verzichten kann.

[3.2] Was die Kirche ist.

[3.3] Papst [Paul III.] und das Konzil von Trient und Bologna verteidigen Irrtümer, die sogar das Interim kritisiert. [Kf. Moritz] und seine Landstände sollen auf die Bff. [Julius Pflug von Naumburg und Johann VIII. von Meißen] einwirken, die Wahrheit nicht zu verfolgen; dann kann man ihnen gehorsam sein.

[3.4] Einzelkritik soll jeder auf eigene Gefahr üben.

[4] Sakramente.

[4.1] Taufe.

[4.2] Firmung und Ölung.

[4.3] Buße.

[4.4] Beichte.

[4.5] Satisfaktion.

[4.6] Abendmahl.

[4.7] Priesterweihe.

[4.8] Ehe.

[5] Messe.

[5.1] Kein Verdienst,

[5.2] sondern Danksagung und Gedächtnis.

[5.3] Gefahr der Irrtümer.

[5.4] Keine Privatmessen (Alte Kirche, z. B. Alexandria).

[5.5] Auch Kanon, Heiligenanrufung, Seelenmessen unannehmbar.

[6] Heiligenanrufung.

[6.1] Fünf Gründe dagegen.

[6.2] Verdienst der Heiligen.

[6.3] Die rechte Wertschätzung der Heiligen.

[7] Seelenmessen.

[8] Zeremonien.

[8.1] In [Sachsen] wenig geändert. Vereinheitlichung möglich, wenn darüber richtig gelehrt wird (Erinnerung an Wessel [Gansfort] in Basel und [Johann Rucherat von] Wesel in Mainz).

[8.2] Unannehmbares.

[8.3] Auch Interpretierbares ist gefährlich und bringt Ärgernis.

[9] Ablehnung des Interims.

[9.1] Der gute Zustand [Sachsens] darf nicht zerstört werden, zumal das Interim keine Einigkeit bringt.

[9.2] Bei Kriegsgefahr wird [Kf. Moritz] seine Schutzaufgabe nach Möglichkeit erfüllen; die Vff. sind zum Leiden bereit.

[9.3] Die Aufgabe der Vff. Die Lehre an den Universitäten Leipzig und Wittenberg ist die der ewigen ‚katholischen‛ Kirche Gottes.

[9.4] Obwohl die Vorrede [→§ 1.1] verbietet, das Interim zu kritisieren, muß gesagt werden, daß die bisherige Lehre nicht geändert wird, und die Irrtümer des Interims müssen aufgezeigt werden.

[9.5] Gebet.

5184

Fundort:
CR 6, 924-942 Nr. 4259 (936 Z. 5: Messen ohne Communicanten); C. Th. Hergang, Das Augsburger Interim, ein Bedenken Melanthons und einige Briefe desselben (1855), 156-197 [H 1872]. ‒ MBW.T 18.

Datierung:
Jahr wie 5184.

Nachtrag:
Fundorte: Vgl. Philipp Melanchthon und Leipzig. Beiträge und Katalog zur Ausstellung, Universität Leipzig 1997, S. 170 Nr. 53.